Frühling – überall auf der Welt wird er herbeigesehnt, in Liedern besungen, in Gedichten beschrieben, … und es gibt sogar Tangos, die dem Frühling gewidmet sind. Am bekanntesten unter ihnen Primavera Portena von Astor Piazzolla, 1970 komponiert, eine Huldigung nicht nur dem Frühling, sondern auch seiner Heimatstadt Buenos Aires. Wenn ich das Stück höre, blüht er auf, vor meinem geistigen Auge, der Frühling dort. Denn als wir vor vier Jahren im November am Rio de la Plata ankamen, war da gerade Frühling und die blühenden Jacaranda-Bäume haben uns schon auf dem Weg vom Flughafen in die Innenstadt begrüßt. Diese Bäume über und über mit lila Blüten übersät, sind dort wohl der Inbegriff des Frühlings.
Während es in Buenos Aires jetzt gerade Herbst wird, ist er bei uns nicht mehr aufzuhalten, der Frühling. Jedes Jahr von Neuem staune ich über dieses Wunder, das sich da in der Natur vollzieht. Diese unbändige Kraft namens Leben, die zum Vorschein kommt. Ich sitze jetzt eben in unserer Wohnung bei geöffneten Terrassentüren und lasse ihn hereinströmen, den Frühling: Vogelgezwitscher (hab heute auch das erste Mal den Kuckuck gehört), wärmende Sonnenstrahlen, Blütenduft und dieses Grün, das intensiver nicht sein könnte. Alle Sinne werden angeregt und wecken auch meine Lebensgeister. Die verborgene Kraft in den Pflanzen schenkt uns Energie und so feiern wir den Frühling auch am Teller. Ich möchte diesmal ein paar unserer Frühlingsrezepte verraten, die ich so liebe, weil sie Geschenke der Natur und einfach zuzubereiten sind.
Frühlingskräutersalat mit Schafkäse zum Beispiel: Dafür sammle ich direkt vor unserer Haustür verschiedenste Kräuter wie Löwenzahn, Gundelrebe, Giersch, Sauerampfer, Knoblauchrauke, Labkraut, Scharbockskraut, Schafgarbe, … Diese Kräuter werden nur gewaschen, dann über dem Schafskäse verteilt, mit einem Dressing aus Zitronensaft, Olivenöl und Salz übergossen und mit einigen Blüten von Veilchen, Gänseblümchen oder Primel gekrönt. Jeder Bissen dieses frischen, köstlichen Gerichtes offenbart andere Geschmäcker!
Mit denselben Kräutern lässt sich auch eine Frittata zubereiten. Dafür werden die Kräuter nach dem Waschen klein geschnitten, in Olivenöl kurz angeröstet und mit verquirlten mit Salz und Pfeffer gewürzten Eiern übergossen. Die Eier stocken lassen, das Ganze einmal wenden und fertig ist ein Gericht, das Energie und Vitamine gleichermaßen liefert.
Auch die Knospen des Löwenzahns lassen sich zu einem köstlichen Pastagericht verarbeiten: Dazu kocht man Spaghetti. In einer Pfanne mit Olivenöl werden die Knospen ca. 5 min gebraten, dann mit Schlagobers aufgegossen und mit Salz und Pfeffer gewürzt. Die Spaghetti dazugeben, durchmischen und mit Parmesan servieren. Für alle, die bitter mögen, sehr zu empfehlen!
Zur Zeit ernten wir auch ein wildes Gemüse, nämlich Hopfensprossen. Hier bei uns im Südburgenland wächst wilder Hopfen sehr häufig an sonnigen Waldrändern, wo er die Bäume als Klettergerüst nutzt. Dort, wo man die verdorrten Ranken hoch oben entdeckt, sprießen jetzt im Frühling am Boden darunter die jungen Sprossen aus der Erde. Sie haben eine Ähnlichkeit mit wildem Spargel, auch vom Geschmack – eine subtile, zarte Bitterkeit. Die zarten Stängel verlieren ihre rauen Härchen in der Sekunde, da sie in kochendes Salzwasser getaucht werden. Viel länger sollten sie auch nicht drin verweilen, um nur ja schön knackig zu bleiben. Dann braucht es eigentlich nur noch etwas zerlassene Butter, ein Spiegelei und einen Hauch von Parmesan, fertig ist ein Frühlingsmahl von knackigster Gestalt!
Viel Spaß beim Sammeln und Nachkochen!
Auf den Frühling – egal, ob du ihn mit eigenen Gedichten, mit Musik und Tanz oder mit Köstlichkeiten am Teller feierst!
Andrea