High Heels?

Zu Bildern von Tangotänzerinnen gehören sie unweigerlich – die High Heels, bis zu 10 cm hoch, bleistiftdünn, mit Riemchen und schmückendem Beiwerk, suggerieren sie schöne, elegante Beine. Aber braucht es sie wirklich, damit ein Tanz nach Tango aussieht?

Bei dem allerersten Tangokurs, den wir besuchten, trug die Tanzlehrerin High Heels und bezüglich der Schuhe befragt, gab sie zur Antwort: „Mit Tango-Tanzschuhen kann ich prima tanzen, aber nicht aufs Klo gehen.“ Also von bequem kann hier nicht die Rede sein. Obwohl ich zugeben muss, dass für die Folgende im Tanz eine gewisse Absatzhöhe schon von Vorteil ist. Ich bekomme dadurch automatisch eine leichte Vorwärtsneigung und bin mehr auf den Ballen, was vor allem Drehungen erleichtert. Aber ein Muss sind sie nicht. Ein Aha-Erlebnis zu diesem Thema hatte ich beim Besuch des ersten Queertango-Festivals. Ein Lehrerpaar bestehend aus zwei Männern gab an einem Abend eine Tangoshow. Beide tanzten in ganz flachen Schuhen, in Herrenschuhen eben, und es war der eleganteste Tango, den ich je gesehen hatte.

So begann für mich die Zeit der Experimente, was die Absatzhöhe betrifft, von flachen Trainingsschuhen bzw. Herrenschuhen bei unseren wo/men tango acts zu mittelhohen, viel getragenen Tanzschuhen (5,5 cm) bis zu eher selten getragenen High Heels (7 – 8,5 cm) probierte ich alles aus. Und für mich stellte ich fest, die Abwechslung macht’s aus, mal fühlte ich mich in flachen Schuhen wohl, ein anderes Mal in hohen.

Es kommt immer auch auf die Situation an. An Tagen z. B., an denen ich auf viele Tanzstunden komme, trage ich nie ganz hohe Schuhe, denn dann sind Fußschmerzen vorprogrammiert. Oder als wir begannen als Straßenkünstlerinnen aufzutreten, stellte sich schnell heraus, dass ich mich in High Heels absolut nicht sicher fühlte. Oder jetzt, wo ich immer mehr auch als Führende tanze, muss ich sagen, dass es sich meist nicht wirklich gut anfühlt, in High Heels zu führen. Manchmal aber bereitet es wirklich Vergnügen auf einer Milonga High Heels zu tragen. Ich kann sie also weder generell empfehlen noch verteufeln. Man/Frau muss es einfach für sich selbst ausprobieren. Ich habe hier bewusst beide Formen verwendet, weil in der Queertangoszene auf Grund der fehlenden festen Rollenzuschreibung auch in der Schuhfrage alles möglich ist. So gibt es z.B. ein Männerpaar, die auch immer wieder Shows tanzen, und zwar beide in High Heels. Sie wurden einmal gefragt, wie sie sich an diese gewöhnt hätten und gaben zur Antwort: „ Die Hausarbeit in High Heels erledigen, ist ein gutes Training“. Nun denn, eine Möglichkeit!

Es gibt aber auch Menschen, für die hohe Absätze absolut keine Option sind. Für die weiblichen davon haben nun zwei Frauen aus Deutschland Schuhe entwickelt, die sowohl feminin und elegant als auch fußgesund und bequem sind. Die erste Serie davon wird gerade eben produziert. In einem kurzen Video präsentieren die beiden die Idee dahinter und ihr Projekt:

Gut, dass es nun dieses Angebot gibt. Ich frage mich nur, ob es notwendig ist, mit flachen Schuhen zu tanzen, als ob ich hohe tragen würde, wie hier im Video zu sehen. Dann kann ich ja gleich hohe anziehen, oder geht es darum, dass ich mit diesen Schuhen gut tanzen und gut auf’s Klo gehen kann?

Es ist also gar nicht so leicht auf die Frage „Welche Schuhe?“, die uns auch auf unseren Kursen und Workshops immer wieder gestellt wird, eine Antwort zu geben. Nur eines lässt sich mit Sicherheit sagen: „Du musst dich in ihnen wohl fühlen!“

Andrea

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