Frauen übernehmen Führung

Unglaublich, nach Schnee, Eis und Kälte noch vor einer Woche war der 8. März der erste richtige Frühlingstag – optimal für unseren ersten Auftritt auf der Straße in diesem Jahr. Wir waren eingeladen, bei einem Event der Grünen Burgenland zum Internationalen Frauentag zu tanzen. Vor dem Rathaus in Eisenstadt ging es um das Thema Frauen übernehmen Führung. Die Landesssprecherin der Grünen, Regina Petrik, hatte Frauen in Führungspositionen zu Interviews geladen. Die Landesgeschäftsführerin des AMS Burgenland zum Beispiel betonte das besondere Anliegen innerhalb ihrer Organisation, Frauen auf dem Weg in Führungspositionen zu unterstützen und zu fördern. Die Vizerektorin der FH Burgenland berichtete von einer deutlichen Zunahme von weiblichen Studierenden, sodass diese nun in der Mehrheit seien. Es sei aber festzustellen, dass die Absolventinnen durchwegs mit einem geringeren Anfangsgehalt in den Beruf einsteigen als die männlichen Kollegen. Die Gründe dafür müssten erst genauer erforscht werden. Und schließlich legte die Regionalsprecherin der Grünen Wirtschaft Burgenland dar, dass 70% der Neugründungen von burgenländischen Unternehmen durch Frauen erfolgen, diese aber in ihrer Vertretung, der Wirtschaftskammer, sehr unterrepräsentiert sind. Diese drei Statements machten jedenfalls deutlich, wie wichtig es nach wie vor ist, am Frauentag auf diese Themen aufmerksam zu machen, denn in vielen Bereichen haben Frauen noch immer nicht die gleichen Chancen wie Männer.

Zwischen den Interviews setzten wir das Thema der Veranstaltung tänzerisch um, indem wir in einer Performance unser Verständnis von Führen und Folgen darstellten. Es war sehr spannend, der Frage, wie wir das Spiel von Führen und Folgen verstehen, zum Thema des Tanzes zu machen. Denn gedanklich beschäftigt uns dieses Thema in den letzten Monaten intensiv, da wir ein Seminar entwickelt haben, in dem wir Tango Argentino als Trainingsfeld für den beruflichen Alltag nutzen. Schon der Titel Führen und Folgen auf Augenhöhe zeigt, dass sich dieses Weiterbildungsangebot nicht nur als Führungskräftetraining versteht, sondern dass wir davon ausgehen, dass ein großer Teil der Menschen in ihrem Arbeitsalltag beide Rollen besetzt und dass daher beiden Aspekten Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. Für viele ist überraschend, dass wir dabei von einer positiven Qualität des Führens und des Folgens ausgehen. Nicht hierarchische Strukturen sondern eine Begegnung auf Augenhöhe sind Basis für unser Tangotanzen und somit Basis dieses Seminars. Gerade mit der Rolle des Folgens assoziieren viele Menschen negative Kindheitserinnerungen und abgespeicherte Sätze nach dem Motto „… du musst schön brav folgen!“ Von einer Begegnung auf Augenhöhe sind wir da ziemlich weit entfernt! In unserem Tanz, in der Performance am Frauentag und in diesem Seminarangebot wollen wir also eindeutig eine neue Möglichkeit von Führen und Folgen aufzeigen. Dialog statt Monolog ist dabei ebenso zentral wie das Schaffen von Freiräumen.

Nun, das Seminar Führen und Folgen auf Augenhöhe ermöglicht in erster Linie ein Lernen über den Körper. Durch konkrete Übungen und durch den Tanz werden die genannten Qualitäten von Führen und Folgen erfahren. Erst im zweiten Schritt reflektieren wir diese Erfahrungen im Hinblick auf den Arbeitsalltag. So werden mithilfe des Tangos Wahrnehmungsprozesse angestoßen und Selbsterkenntnis ermöglicht, Handlungsmöglichkeiten und Ausdrucksformen werden verstärkt und erweitert.

Am Abend dieses Internationalen Frauentages gab es auf Einladung der Grünen Wirtschaft Burgenland die Möglichkeit unser neues Seminarangebot kennen zu lernen. Aufgrund der Ausgangslage, dass die meisten der 15 Teilnehmerinnen Einzelunternehmerinnen waren, legten wir den Fokus nicht so sehr auf das Thema Führung, sondern auf die Aspekte Präsenz, Ruhe und die Kunst der Improvisation. Wie kein anderer Tanz vermittelt der Tango diese Qualitäten mit seiner aufrechten und selbstbewussten Körperhaltung, der dynamischen Technik des Tangoschrittes, dem Geerdet-sein. Tanzend übten wir diese Art des Auftretens, bevor der Tango als Improvisationstanz zum Trainingsfeld wurde, um Improvisation als Kunst zu erleben und diese einzuüben.

Ein kurzes Video auf Facebook gibt stimmungsvolle Eindrücke dieses Abends.

Für uns war er also ein ganz besonderer Tag, der Internationale Frauentag 2018! Und er hat uns wieder einmal gezeigt, was mit und durch den Tango alles möglich ist: künstlerischer Ausdruck, schöne und spannende Begegnungen, Erfahrungen für meinen (Berufs-)Alltag und einfach die Freude am Tanzen!

Andrea und Sigrid

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