Llegada a Buenos Aires

Ja, angekommen sind wir hier vor wenigen Tagen und es fühlt sich auch so an. Nach New York war das Ankommen in Buenos Aires fast ein bisschen wie nach Hause kommen. Dazu beigetragen hat erst mal der herzliche Empfang am Flughafen von Patricia. Sie hat uns dann den ganzen weiten Weg vom internationalen Airport bis ins Zentrum von Buenos Aires gefahren. Auf diesem Weg war auch gleich ersichtlich, dass wir im Frühling angekommen sind. Sattgrüne Wiesen, Bäume, die austreiben oder in voller Blüte stehen, und angenehm milde Temperaturen haben uns in die Stadt begleitet.

Unsere Wohnung haben wir im Microcenter, also im Herzen der Stadt, die Casa Rosada, der Dom und das Teatro Colon (Opernhaus) sind nur ein paar Blocks entfernt. Und wir sind total glücklich mit dieser Wohnung, nicht nur weil die Lage perfekt ist und wir fast alles zu Fuß erreichen, sondern auch weil sie hell, großzügig und gemütlich ist und sogar groß genug, um hier trainieren zu können. Das Faszinierendste ist aber der Ausblick. Im Wohnzimmer gibt es eine große Glasfront, die wir die meiste Zeit, auch nachts, geöffnet haben. Von da blicken wir auf Hinterhöfe, Häuserfronten und eine Dachlandschaft. Das Ganze ergibt für mich ein urbanes Kunstwerk. Schornsteine, Dachaufbauten, Satellitenschüsseln, unzählige Drähte und Kabeln, die wie ein Spinnennetz zwischen die Häuserfronten gesponnen sind, Fassaden von denen der Putz abbröckelt, Baustellen und mittendrin glänzt ein goldenes Haus. Die Gegensätze dieser Stadt zeigen sich schon beim Blick aus unserer Wohnung.

Bei unseren ersten Streifzügen durch die Stadt stellte sich schnell eine Vertrautheit ein. Ein zweites Mal hier zu sein, macht es wirklich einfacher. Und Sigrid mit ihrer guten Orientierung hat sich sofort zurechtgefunden. Wenn wir auf die Straße treten, sind wir in einer Fußgängerzone, einmal um die Ecke gebogen und wir befinden uns in der Calle Florida, der Einkaufsmeile der Stadt. Auch hier springen gleich wieder Gegensätze ins Auge, Ramschläden wechseln sich mit Luxusgeschäften ab. Die Galeria Pacifica, die sich hier befindet, ist ein Luxuseinkaufstempel, wo man nichts von einer schlechten Wirtschaftslage bemerkt. Patricia hat gleich bei einem unserer ersten Gespräche gemeint, Buenos Aires ist eine tolle Stadt, wenn man Geld hat. Die große Mehrheit hat aber sehr wenig, viele Pensionist*innen bekommen zwei- bis dreihundert Euro im Monat, das Leben ist aber nicht viel billiger als bei uns. Also auch der Gegensatz von Armut und Reichtum ist ständig präsent.

Das Wichtigste für uns in der Calle Florida ist nicht ein Geschäft, sondern das Florida Garden, ein altes Café, das wir auch schon beim letzten Mal immer wieder aufgesucht haben, weil es hier den besten Espresso der Stadt gibt. Wir stellen uns an die Theke, bestellen, beobachten das Treiben im Lokal, genießen den Kaffee und fühlen uns fast wie in Italien. Und schon beim zweiten Besuch werden wir wiedererkannt und herzlich begrüßt, als wären wir Stammgäste.

Ein paar Schritte weiter und wir befinden uns auf der Plaza San Martin. Dieser Platz ist eigentlich ein Park, umgeben von vielen sehr alten und schönen Gebäuden. Herausragend ist das Kavanagh-Gebäude, das eine Frau, Corina Kavanagh, im Jahr 1936 erbauen ließ. Es war mit 120 Metern und 33 Stockwerken zeitweise das größte Gebäude Südamerikas und die UNESCO ernannte es zum Welterbe der modernen Architektur. Eine Runde im Park zu drehen, ist sehr wohltuend. Das frische Grün, Vogelgezwitscher, das hier sogar gegen den Lärm dieser Stadt ankommt, und die Frühlingssonne beleben die Sinne.

Gestern hatten wir auch schon die erste Privatstunde mit Aurora Lubiz. Auch dies hat unser Angekommen-Gefühl verstärkt. Wenn es je ein Warum gab, weshalb wir diesen weiten Weg auf uns nehmen, Aurora ist zum großen Teil die Antwort. Sie ist eine großartige Lehrerin, die Beste für uns! Vom ersten Augenblick war es so, als wären keine 12 Jahre vergangen, seit wir uns das letzte Mal sahen. Der Funke sprang gleich wieder über, ihre Herzlichkeit, ihr Humor und ihre Professionalität haben uns sofort wieder in den Bann gezogen. Die erste Stunde hat auch schon so viel Neues an Erfahrung gebracht, sodass wir sehr gespannt sind, was uns noch erwartet. Gleich werden wir uns wieder auf den Weg nach San Telmo machen, wo ihr Studio in einem entzückenden, kleinen Haus, das früher eine Geigenwerkstatt war, liegt.

Abends sitzen wir dann mit einem Glas Malbec vor unserem nächtlichen urbanen Kunstwerk, das mit den unterschiedlichen Beleuchtungen wieder ganz anders wirkt, lassen den Tag Revue passieren und freuen uns auf den nächsten. Wiedersehen mit Augusto Balizano bei Clases und Queer-Milonga!
Diese Stadt und ihre Menschen heißen uns willkommen. Llegada.

Andrea

6 Gedanken zu „Llegada a Buenos Aires“

  1. Wie schön, es klingt so, als ob ihr in Buenos Aires nicht nur ein schöne Unterkunft, sondern eine (temporäre) Heimat gefunden habt. Genießt den Frühling! Wir tanzen derweil gegen den Herbst an.

  2. Eure Beschreibung von New York war große Klasse und hat sich sehr mit meinen Eindrücken gedeckt! Und jetzt Buenos Aires – ohne es zu kennen kommt da so viel Lebensfreude mit den Bildern und euren Worten rüber – danke!

    1. Wir freuen uns wirklich, hier zu sein. Die Herzlichkeit der Menschen ist ebenso berührend, wie die Tatsache, dass sie trotz der schwierigen Umstände Lebensfreude ausstrahlen.

  3. Anneliese Heilinger

    Oh, ich nehme an, die Frau in eurer Mitte ist Aurora. Ohne mir dessen bewusst zu sein, hatte ich eine andere Vorstellung von ihr. Sie wirkt wunderbar, es ist sicher fein, bei ihr weiter zu lernen und den Tanz zu genießen. Auch wir als eure Schüler:innen verdanken ihr einiges.
    Zu den Menschen dort: Herzlichkeit und Lebensfreude kann man sich offensichtlich nicht kaufen. Das ist zumindest beruhigend.
    Anneliese

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