Mit der Bahn durch Europa, Teil 3

BELLA ITALIA – AM TAG UND IN DER NACHT

Bei der Planung unserer dritten Reise dieses Jahres war es wieder eine Unsicherheit im Fahrplan des Nachtzuges nach Rom, die uns auf die Idee brachte, eine Kombination der beiden vorhergehenden Varianten zu versuchen.

Für die Hinfahrt fanden wir eine ganz feine Tagesverbindung nach Florenz: Zuerst mit dem Railjet, der von Wien direkt nach Venedig fährt (ja, das sollte man sich merken für eine spätere Reise!), bis Venezia Mestre. Nach pünktlicher Ankunft hatten wir dort eine halbe Stunde Zeit zum Umsteigen – Zeit genug, für ein Tramezzini und einen Prosecco! – bevor es mit einem FrecciaRossa, dem roten Pfeil, weiterging.

Die „Freccia-Züge“ sind die Hochgeschwindigkeitszüge von Trenitalia, und tatsächlich sausten wir wie ein Pfeil durch die Poebene und eine Tunnelkette unter dem Apennin in nur 2 Stunden nach Florenz. Dass Italien ein perfektes Bahnreiseland ist, hatten wir schon in den 1990ern erlebt und das gilt auch heute noch: in einem kürzlich veröffentlichten Ranking von T&E (Transport & Environment) wurden 27 europäische Bahnbetreiber anhand von acht Kriterien, darunter Ticketpreise, Zuverlässigkeit und Annehmlichkeiten an Bord verglichen und Trenitalia ist als Sieger – noch vor der Schweizer SBB – hervorgegangen! Die ÖBB schaffte es immerhin auf Platz vier.

Dazu passt unsere Erfahrung, dass auch diesmal der Kauf des Tickets absolut kein Problem war: die ÖBB verkaufte uns das Ticket Mestre – Florenz trotz des Umstiegs in einen Zug von Trenitalia gleich mit. Allerdings nicht ohne für eine kleine Anekdote zu sorgen: wie schon beim TGV ist auch bei einem Frecciarossa der reservierte Sitzplatz Teil des Tickets. Wir hatten Plätze im Wagen 11 und sind deshalb am Bahnsteig weit nach hinten gegangen, um rasch unseren Wagen zu finden. Und siehe da – Frecciazüge haben (wie wir jetzt wissen) immer nur 8 Waggons! Klarerweise sind wir dennoch eingestiegen und haben erstmal einen x-beliebigen Platz gewählt. Als wir dem Zugbegleiter unser Ticket zeigten, hat dieser den Kopf geschüttelt und sein Blick sagte wohl: „Diese ÖBB!“ Zu uns war er allerdings sehr freundlich und hat uns, nach einem kurzen Blick in sein Handy, einfach einen freien Platz zugewiesen.

In Florenz war es dann ganz einfach, an einem Automaten (ja, wir konnten unsere Sprache auswählen!) das Ticket für den Regionalzug nach Siena zu kaufen. Auch hier bestätigte sich unsere Erfahrung der 1990er Jahre: Regionalzüge in Italien fahren häufig, sind in gutem Zustand und wirklich sehr günstig! Fazit: wir hatten einen absolut angenehmen Reisetag, der außerdem um vieles günstiger war, als das Reisen mit einem Nachtzug und den Abend haben wir schon in unserem geliebten Siena verbracht!

Aus terminlichen Gründen war klar, dass wir uns für die Rückfahrt nicht so viel Zeit nehmen können, und genau dann ist ein Nachtzug perfekt! Während unseres Urlaubs waren wir mehrmals mit Regionalzügen in der Toskana unterwegs, unsere letzte Station führte uns nach La Spezia in Ligurien, da von dort ein Nachtzug nach Wien abfährt. Und mit La Spezia haben wir ein nettes Städtchen kennengelernt, das die meisten Reisenden kaum beachten und nur als „Tor ins Cinque Terre“ betrachten. Eigentlich schade, denn die Stadt am Golf der Poeten war eine wirklich schöne Entdeckung!

Der Nachtzug startet bereits um kurz vor 17.00 in La Spezia, um dann knapp 2 Stunden lang an der ligurischen Küste in nordwestlicher Richtung bis Genua zu fahren. Eine herrliche Strecke direkt an der Steilküste, mal im Tunnel, dann wieder mit atemberaubenden Ausblicken aufs offene Meer oder auf die bezaubernden ligurischen Küstenorte. Der Steward hatte uns zur Begrüßung einen Prosecco gebracht und so standen wir mit einem Gläschen in der Hand am Fenster und schauten und schauten und schauten. Der Sonnenuntergang am Meer war dann das perfekte Schlussbild einer schönen Reise in Bella Italia!

Weil wir stets mit viel Gepäck reisen, hatten wir auch diesmal einen 2er Schlafwagen – allerdings ohne den Luxus eines eigenen WCs – gebucht. Als wir müde wurden, läuteten wir nach dem Steward, der für uns die Betten bereitete. Und so schaukelten wir wieder einmal durch die Nacht und waren am Morgen bereits zu Hause. Und genau das ist ja der große Vorteil des Nachtzugreisens – Zeit zu sparen, den Urlaub bis zuletzt auskosten zu können und dennoch ausgeruht zu Hause anzukommen.

Und schon bald geht es für uns wieder los – für die Reise zum Silvesterkurs in Norddeutschland haben wir uns für den Nachtzug Graz – Berlin entschieden! Also dann, gute Nacht im Zug …

Sigrid

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