Abschied vom Südburgenland

Ein Abschied ist fast immer ein besonderer Einschnitt im Leben, er bedeutet zurück blicken, los lassen, Veränderung, oft auch Trauer, aber auch Dankbarkeit und Beginn von etwas Neuem. Für uns ist es in dem Fall ein Abschied vom Landleben, von unserem Haus, der Region hier im Dreiländereck und den Menschen, mit denen wir hier verbunden waren.

21 Jahre haben wir hier gelebt und in den kommenden Wochen brechen wir nun endgültig auf, um zu unseren Wurzeln zurück zu kehren (volver), nämlich in unserer beider Geburtsstadt Graz. Wir haben es so geplant, machen es gern und freiwillig, freuen uns sehr aufs Stadtleben und trotzdem fällt der Abschied nicht ganz leicht.

Da ist unser Haus, in das wir viel Arbeit, Engagement und Kreativität gesteckt haben. Die Renovierung hat sich über mehrere Jahre erstreckt und wir haben es Schritt für Schritt zu einem besonderen Ort gemacht. Vor allem in den letzten Jahren, in denen wir beruflich viel unterwegs waren, war es unser Rückzugsort, an dem wir wieder auftanken oder neue Ideen entwickeln konnten. Umgeben von einem großen Garten und viel Natur haben wir den Lauf der Jahreszeiten und die Ruhe genossen, einfach hier zu sein. Das Haus mit seinem Innenhof (es ist ein Dreiseithof) hat für mich immer Geborgenheit bedeutet, aber auch Kommunikation. Wir haben in den letzten Jahren ja auch in Wohngemeinschaft mit Sigrid’s Eltern gelebt und immer gerne Gäste empfangen und so diesen Ort mit anderen geteilt. Nun lassen wir ihn los – und wenn wir sehen, wie sehr sich unsere Nachfolgerinnen freuen und die Atmosphäre hier schätzen, dann fällt es leichter.

Auch die Nachbarschaft und die Region, in die dieses Haus eingebettet ist, haben wir sehr geschätzt. Wir wurden offen und herzlich aufgenommen, die Hilfsbereitschaft der Nachbar*innen war großartig, wir haben die interessantesten Menschen kennen gelernt, viele Veranstaltungen und Feste unterschiedlichster Art besucht, Gastfreundschaft, Austausch und Inspiration gefunden, kulinarische Highligths in der Umgebung erlebt, die hügelige, abwechslungsreiche Landschaft an den Grenzen zu Ungarn und Slowenien genossen, und nicht zuletzt haben wir hier einige feine Kooperationen gefunden, die unsere Tangokurse und Workshops veranstalten. Diese bleiben bestehen und so werden wir fürs Tanzen immer wieder hierher zurück kommen (volver), dieser Abschied ist also nicht endgültig.

Ein Ort, ein Landstrich lebt natürlich von den Menschen, die da sind. Hier im Südburgenland sind auch diese besonders, durch die Mischung von Einheimischen und vielen Zugewanderten ergibt sich eine vielfältige Gesellschaft auf kleinem Raum, wo alle sein dürfen, wie sie sind. Wir haben hier Freundschaften gefunden, hatten viele interessante Begegnungen und wie schon oben erwähnt eine wunderbare Nachbarschaft. Manche Beziehungen werden bestehen bleiben, auch wenn wir nicht mehr hier sind, andere werden aufhören, aber das ist der Lauf des Lebens.

Was werde ich am meisten vermissen?
Die Sonnenuntergänge, abends am Feuer sitzen, einfach hinaus gehen und frische Kräuter aus dem Garten oder von der Wiese holen, auf der Terrasse sitzen und in den Wald schauen, die  Blütenpracht im Juni und den Sternenhimmel im August, die frischen Feigen vom Baum und die Freundschaften.

Was werde ich nicht vermissen?
Den heftigen Südostwind, der mit den Jahren immer stärker geworden ist, das Rasen mähen, zerkratzte Arme und Beine, Blasen an den Fingern und Rückenschmerzen von der Gartenarbeit, den Lärm der Motorsense, wenn wir uns gerade im Garten zu Tisch setzen, die Reparaturen, die es bei einem Haus immer gibt und die Abhängigkeit vom Auto.

Was bleibt, ist eine große Dankbarkeit für die Zeit, die wir hier leben durften, mit allem was dazu gehörte.

Andrea

4 Kommentare zu „Abschied vom Südburgenland“

  1. Was für schöne Fotos! Und was für ein schöner und achtsamer Abschiedsbrief an eine Heimstätte. Möge es Euch sehr wohl ergehen in der neuen, alten Heimat. Aber, ich glaub, da muß man sich keine Sorgen machen…

  2. Jasmin von Löwenberg

    Wunderbar geschrieben und illustriert, liebe Andrea!
    Ich wünsche euch für eure ,, 3. Lebenshälfte“ alles Gute!
    Jasmin

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