Lendspirit

Lend heißt ein Stadtteil von Graz, man sagt, er ist das aufstrebende und kreative Viertel, ein „place to be“. Sowohl tagsüber als auch abends belebt und ideal zum Flanieren und um auf Entdeckungstour zu gehen. Das haben wir kürzlich gemacht und so berichte ich hier davon.

Ein beliebter Treffpunkt des Viertels ist der Bauernmarkt am Lendplatz, der zweitgrößte in Graz, an dem frau tagsüber Gemüse, Obst, Blumen oder Pflanzen erstehen kann, und der sich abends in einen Szenetreff mit vielen kleinen Lokalen verwandelt. Auch wir haben unseren Rundgang hier gestartet, um uns dann durch die kleinen Gassen Richtung Lendkai und Mur treiben zu lassen.

An den vielen Läden, die sich hier aneinander reihen, kommst du nicht vorbei, ohne zumindest einen Blick hineinwerfen zu wollen. Vielfältig, interessant und kreativ gestaltet, laden sie zum Schmökern ein. Da gibt es den Secondhand mischMASCH, ein Sammelsurium an Dekogegenständen, Möbeln, Flohmarktunikaten, Schmuck und Mode. Ebenso dem Wiederverwertungsgedanken verschrieben hat sich Offline-Retail, ein Projekt, in dessen Laden Upcycling und Secondhand Produkte angeboten werden. Nicht weit davon entfernt, befindet sich der Keramikladen Fabeltisch und auch hier bleiben wir beim Thema. Das Sortiment umfasst Upcyclingstücke aus Keramiküberproduktionen sowie Teile mit Schönheitsfehlern und das Geschäftsmodell versteht sich als „Zweite-Chance-Keramik“. Aber nicht nur haptisch Schönes, sondern auch Genussvolles findet sich, wie z.B. im Paul & Bohne, einer Kaffeerösterei: 30 frisch geröstete Single Origins aus aller Welt stehen zur Auswahl, Bio ist Überzeugung und Programm. Angeregt geht es also weiter, um gleich im Büchersegler zu landen, einem Buchladen, der fast am Lendkai „angelegt“ hat. In der liebevoll gestalteten Buchhandlung lassen sich besondere literarische Schätze finden und neuerdings gibt es sogar einen angeschlossenen kleinen Verlag. Noch viele weitere Design- und Antiquitätengeschäfte locken, aber irgendwann kommt der Hunger.

Durch die Vielzahl an Lokalen findet sich auch hier für jeden Geschmack etwas. Das erste Bio-Haubenlokal in Graz ist der Mohrenwirt mit fantastisch guter Küche. Besonders nett sitzt sich’s im schattigen Gastgarten der Hummel, wo levantinische Spezialitäten serviert werden und sich ein ganz junges Team um Küche und Service kümmert. Wenn es nur ein Getränk sein soll, setzt man sich im Café Centraal an ein Tischchen mitten in der quirligen Gasse. Und auch im Kunsthauscafé kann man sich stärken, bevor es mit Kunstgenuss weitergeht.

Neben dem Kunsthaus und vielen Ateliers gibt es noch das Minoritenzentrum, wo es uns als nächstes hin verschlägt, da dort im Rahmen des Designmonats Graz gerade mehrere Ausstellungen zu sehen sind. Zweck Zwei zeigt Arbeiten von Designer*innen, die industriellen Reststoffen ein zweites Leben gegeben haben und Design Everyday präsentiert herausragend gestaltete Alltagsgegenstände, wie z.B. Sitzgelegenheiten aus Holz, die mitten in der Natur zum Verweilen einladen.

Mitten in der Stadt kann frau hier wirklich auch mitten in der Natur sein. Vorbei an einem verwunschenen Garten mit Obstbäumen schlendern wir zum Volksgarten. Aber bevor wir darin entspannen, ist es noch nicht vorbei mit Kunstgenuss, denn im Volksgarten-Pavillon gibt es gerade die Ausstellung Pirate Women*.  Die Künstlerin Elisa Andessner setzt sich dabei mit der Figur des Piraten auseinander und überträgt dessen Eigenschaften auf das weibliche Rollenbild. Zu sehen sind Gruppenfotos, Portraits und Videos, die das Bild von Weiblichkeit erweitern. Eine kleine, aber äußerst spannende Ausstellung!

Nun brauchen wir wirklich eine Verschnaufpause und dafür ist der Volksgarten ideal. Auf einer Bank beim Springbrunnen dem Plätschern des Wassers lauschen oder sich doch lieber unter einem schattigen Baum ausstrecken? Plätzchen zum Verweilen gibt es viele und in Zeiten wie diesen ist auch der Friedens-Stupa ein guter Ort, um zur Ruhe zu kommen. Das buddhistische Heiligtum wurde im Juni 1998 vom Dalai Lama eingeweiht und steht für das erleuchtete Bewusstsein des Buddha und dessen Qualitäten Frieden, Weisheit und Mitgefühl. Das Heiligtum im Uhrzeigersinn zu umwandern, gilt als glücksbringend.

Glücksbringend war eigentlich der ganze Tag in diesem Viertel, dieses ohne Zweck und Ziel umherstreifen und sich überraschen lassen, einfach zu sein,  place to be eben.

Andrea

1 Kommentar zu „Lendspirit“

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