Ein kleines Lexikon der Tangobegriffe

Bekanntlich gibt es ja ganz unterschiedliche Arten zu lernen und in unseren Workshops und Kursen erleben wir dies immer wieder. Da sind jene Menschen, die in die Musik und in ihre Bewegungen hinein spüren, die sich ganz in das Gefühl des Tango Argentino fallen lassen. Sie lernen über das Spüren und sind manchmal richtige Naturtalente im Tango. Dann gibt es diejenigen, die übers Schauen lernen. Im Solo Tango tanzen sie oft ein paar Schritte hinter mir und haben meine Füße im Blick, schauen sich die Schritte und Bewegungen ab und speichern sie so. Wieder andere wollen alles genau wissen, sie fragen nach wie eine Bewegung heißt und wünschen sich Erklärungen. Sie lernen über das Verstehen und der Tango gelangt üben den Kopf in den ganzen Körper. Tatsächlich sprechen auch wir immer wieder vom Vokabel lernen – der Körper lernt neue Bewegungen wie einst der Kopf die irregular verbs.
Von einer Teilnehmerin, die am besten über das Wissen und Verstehen lernt, kam kürzlich der Wunsch nach einem Lexikon der Tangobegriffe auf unserer Website. Here we are!
Wir ordnen die „Tangovokabeln“ nicht alphabetisch sondern orientieren uns am Tanzen, beginnen also mit den Basics und öffnen sprachlich die unendliche Welt des Tango Argentino.

caminar – das Gehen: Die Gehschritte in alle Richtungen (vorwärts, rückwärts, seitwärts) sind die Basis und der Ausgangpunkt für alle anderen Bewegungen. Wir nennen sie gerne das ABC des Tangos.

el abrazo – die Umarmung: Die Tanzhaltung hat im Tango wirklich diese wunderschöne Bezeichnung. Arme und Schultern der beiden Tanzenden bilden dabei einen Kreis, der möglichst stabil bleibt.
Gemeinsam mit caminar sind wir damit beim „Gehen in Umarmung“.

la pausa – die Pause: Das Gehen zu unterbrechen und Pausen zu machen gehört zum Wesen des Tango Argentino.

la cunita – die Wiege: Durch die Wiederholung eines Vorwärts- und eines Rückwärtsschrittes ergibt sich die Wiege. Sie kann linear, also geradeaus und in Tanzrichtung verbleibend oder zirkular mit einer integrierten Drehung getanzt werden. Dann ist die Wiege eine elegante Form, um die Kurve zu tanzen oder nach einer Halbdrehung zurück in Tanzrichtung zu kommen.

Disociacion – Trennung: Für diese elementare Bewegung wird der Körper quasi zweigeteilt. Der Oberkörper ist der Partnerin/dem Partner zugewandt, während die Hüfte und die Beine in Tanzrichtung bleiben. Die Disociacion, die durch das Verdrehen des Oberkörpers durch die führende Person erfolgt, wird für zahlreiche Bewegungen benötigt und sie bewirkt, dass die Verbindung zwischen den beiden Tanzenden bestehen bleibt.

la cruz – das Kreuz: Das Überkreuzen der Beine im Gehschritt, geführt durch eine Oberkörperdrehung.

los adornos – die Verzierungen: Sie sind die spielerischen Elemente, die die Strenge des Tangos aufheben und Freiraum für Kreativität schaffen. Das Gewicht ruht dabei auf dem Standbein, das Spielbein ist frei für die Verzierungen. Zwei davon, die vielfältig variiert werden können, möchte ich hier nennen:
el lápiz – der Stift: Mit der großen Zehe oder mit dem Absatz des unbelasteten Beines werden am Boden Kreise gezeichnet.
el golpe – der Schlag: Wir nennen diese Verzierung einfach nur Taps, denn dabei wird während des Gehens oder in einer Pause mit der Fußspitze auf den Boden getippt.

los ochos – die Achten:  Bei dieser fließenden Schrittkombination, bestehend aus einem Schritt und einer Drehung auf dem Zehenballen,  schreiben die Füße am Boden eine Acht. Je nach Schrittrichtung wird ein ocho adelante – ein Vorwärtsocho oder ein ocho atrás – ein Rückwärtsocho getanzt.

el ocho cortado – die abgeschnittene Acht: Der Name dieser Schrittfolge ist etwas irreführend, denn er sagt, dass dabei ein Ocho abgebrochen wird. Tatsächlich ist es aber ein Giro, der hier unterbrochen und nicht zu Ende geführt wird.

el giro – die Drehung: Bei dieser Drehung mit einer fixen Schrittfolge (Rückwärtsocho, Seitenschritt, Vorwärtsocho und noch ein Seitenschritt) bleibt die führende Person meist am Platz stehen und die folgende Person geht um sie herum. Es gibt zahlreiche Varianten des Giros, zum Beispiel auch, dass beide Tanzenden gleichzeitig umeinander gehen. In Deutschland wird dieses typische Tangoelement eher als Molinete bezeichnet.

la sacada – auch la entrada, das Eintreten: Eine Sacada ist ein Schritt in den Tanzbereich des Partners bzw. der Partnerin. Dabei kann das Bein der anderen Person berührt und verdrängt werden, um dessen Platz einzunehmen, eine Sacada kann aber auch ohne Berührung getanzt werden.

la barrida – von barrer, fegen: Dabei wird der Fuß des Partners bzw. der Partnerin mit dem eigenen Fuß am Boden weggeschoben. Eigentlich ist es aber kein Wegfegen des Fußes, sondern ein Begleiten des Schrittes.

 el voleo – der Flieger: Nicht der Partner oder die Partnerin fliegt, sondern durch ein rasches Abstoppen der Bewegung fliegt das freie Bein der folgenden Person.  Dieses Fliegen-lassen des Beines kann je nach Akzent als hoher oder niedriger Voleo geführt werden.

el gancho – der Haken bzw. der Beinhaken: Das Spielbein der folgenden Person schwingt um das Bein der führenden Person und hakt dabei in deren Kniekehle ein.

Auch wenn es vielleicht nicht so aussieht – dies ist eine kleine Auswahl, in der die wichtigsten und häufigsten Begriffe zusammengestellt sind. Hier immer wieder mal nachlesen zu können und Tanzelemente beschrieben zu finden, vielleicht als Nachlese eines Kurses oder einfach aus Interesse, ist die Idee dahinter. Wir hoffen, dass dies hilfreich ist und deine Neugier für den Tango damit ein wenig gestillt wird – oder neu entfacht.

Sigrid

 

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