Ciao!
Ich sitze gerade vor unserem Häuschen in einem Tal der Apuanischen Alpen, nicht weit von der Costa Versilia. Über mir azurblauer Himmel, hinter mir ein rauschender Bergbach, neben mir die Nachbarin, die ihr junges Kätzchen ruft, vor mir das kleine Sträßchen, das hinaufführt in die Berge. Jedes Mal wenn ein Auto vorbeifährt, was zum Glück nicht ganz oft ist, wird gehupt, da die Straße so schmal ist und gleich nach unserem Haus eine Kurve kommt. Wir sind nun den dritten Tag hier, haben unsere ersten Erkundigungsfahrten gemacht und fühlen uns in Italien gleich wieder zuhause.
Die Anreise sind wir sehr gemütlich angegangen, diesmal zwar mit dem Auto, aber trotzdem nach dem Motto „Slow travel“. Die erste Etappe führte uns in die Colli Euganee in der Nähe von Padua. Ebenso wie das Haus hier, haben wir das Bed and Breakfast für die eine Nacht dort, über Airbnb gefunden. Wir kamen am frühen Nachmittag an und wurden von unsrer freundlichen Gastgeberin Giulia schon erwartet. Ein altes, sehr schön renoviertes Haus, ein gepflegter Garten und eine absolut ruhige Lage sorgten gleich für Erholung. Nach einer Siesta unternahmen wir als Ausgleich zum langen Sitzen im Auto eine kleine Wanderung. Direkt vom Haus weg führte der Weg „Cammino di Sant‘ Antonio“ durch einen Wald und vorbei an Olivengärten hinunter ins Dorf Pianzio. Eine Ansammlung von ein paar Häusern, eine Villa, eine Azienda Agricola, alte Frauen, die vor ihren Häusern ein Nachmittagsschwätzchen hielten, ein paar streunende Katzen und das wars. Nein, noch ein Feigenbaum mit köstlichen Früchten, damit wir gestärkt den Weg zurück hinauf antreten konnten. Wieder oben angekommen, waren wir hungrig genug für ein ausgiebiges Abendessen. Ein Ristorante noch weiter oben am Monte Rua lud uns mit seiner tollen Aussicht ein. So saßen wir dann bei gutem Wein und Essen mit herrlichem Blick über die Colli Euganee, über denen gerade die Sonne unterging, und ließen den Tag zufrieden ausklingen. Nach einem guten Frühstück und interessanten Gesprächen mit der Gastgeberin Giulia, verabschiedeten wir uns, um unseren Weg weiter fortzusetzen.
Wir entschlossen uns, bis Bologna auf der Autobahn zu fahren und ab da dann den Weg über die Berge zu nehmen. Für ein langsames Ankommen war es die richtige Wahl, denn es war eine wunderschöne Strecke und so gut wie kein Verkehr. Ein paar kleine, beschauliche Orte unterwegs und ansonsten nur Natur. Wir haben nur viel länger gebraucht als wir dachten, da die Straße eigentlich nur aus Kurven bestand. Ich glaube, ich bin noch nie so viele Kurven gefahren, wie auf diesen doch immerhin ca. 100 Kilometern. Nach einem Anruf bei Susanna, unserer nächsten Gastgeberin, konnten wir uns weiter Zeit lassen. Es sei kein Problem, wenn wir später kämen. So konnten wir an besonders schönen Orten immer wieder anhalten, den Ausblick genießen und Bella Italia begrüßen.
Hier angekommen, haben uns dann Susanna und ihre Mutter begrüßt, die ganz in der Nähe wohnen. Wir haben unser Häuschen bezogen und uns danach gleich nochmal auf den Weg gemacht, um das nächstgelegene Städtchen zu erkunden. Seravezza hat seinen Namen von den beiden Flüssen Sera und Vezza, die hier zusammenfließen. Eine kleine toskanische Stadt, die den Einheimischen gehört – es gibt kaum TouristInnen – mit italienischem Flair, wie wir ihn lieben. Eine Bar, ein kleines Alimentari mit toskanischen Spezialitäten und Weinfässern, wo man sich den Wein in Flaschen abfüllen kann, ein Ristorante, in dem wir außergewöhnlich gut gespeist haben, ein Supermercato, eine Apotheke, … alles da, was wir brauchen. In der Hauptstraße gibt es einmal in der Woche Markt, die Piazza ist belebt und vor den Kirchstufen kann man abends in einer kleinen Kantine bei einem Glas Wein sitzen und bekommt dazu Wurst und Käse serviert. Als wir das zweite Mal dort waren, wurden wir schon angesprochen, wo wir denn her seien und was wir machen. So kamen wir gleich auf unsere Straßenkunst zu sprechen und Facebook hat sich schon bewährt, denn da konnten sie gleich nachschauen. Sie waren sehr interessiert, denn sie organisieren einmal im Jahr ein Kunstevent, bei dem einheimische KünstlerInnen auf den Straßen und Plätzen der Stadt performen. Mit herzlichem Händedruck und namentlichem Vorstellen verabschiedeten wir uns dann für diesen Abend, aber wir werden mit den Leuten dort sicher noch öfter ins Gespräch kommen.
Von Seravezza müssen wir ein paar Kilometer taleinwärts fahren bis zu unserem Häuschen, das schon in den Apuanischen Alpen liegt. Ein Wanderweg geht direkt bei unserem Haus los, und das Wandern haben wir uns hier ja auch vorgenommen. So bin ich schon gespannt auf die Entdeckungen in diesem Teil der Toskana, den wir noch nicht so gut kennen. Es ist jedenfalls eine untypische Toskana, so viel ist jetzt schon klar.
Cari saluti d’Italia,
Andrea
Super toll beschrieben, Gerhard und ich wollen unbedingt dort hin! Ciao 🙂