Ciao Italia!

Salve vom schönen Lago di Garda!

Nun haben wir hier schon unsere letzte Woche angefangen. Obwohl die Kirchturmglocke auf unserem Platz jede Stunde doppelt schlägt – wir fragen uns bis heute, warum sie das macht (um zu betonen, dass es wirklich schon so spät ist oder für diejenigen, die beim ersten Mal vergessen haben, mitzuzählen?) – vergeht die Zeit wie im Flug. Und das trotz des Schlechtwetters das wir zurzeit haben. Denn kaum hatten wir unsere letzten Berichte gepostet, war der „Sommer vom Feinsten“ vorbei. Begonnen hat es mit einem Sturm, uns wurde sogar ein ziemlich großer Ast gegen das Auto geschleudert, der Göttin sei Dank ist aber weder uns noch dem Auto etwas passiert. Die Stimmung am See war auf einmal ganz anders. Das Wasser zeigte auf Grund des Wechsels von Sonne und Wolken alle erdenklichen Blau- und Grüntöne. Außerdem gab es Wellen mit Schaumkrönchen und an den Felsen eine ziemliche Gischt. Wir fuhren an diesem Tag die Ostküste entlang bis Torri, je weiter wir nach Norden kamen, umso rauer und wilder wurde es. In dem sehr, sehr netten kleinen Ort Torri war der Sturm schließlich so stark, dass die Gischt der Wellen den Lungolago immer wieder unter Wasser setzte. Ein faszinierendes Schauspiel der Natur, das einen Auftritt unsererseits erübrigte. Es wäre ohnehin unmöglich, bei so einem Wetter zu tanzen. Nun, dem Sturm folgten Gewitter und drei Tage Regenwetter, sodass wir überhaupt eine längere Auftrittspause hatten. Die Ruhephase hat uns sicher gutgetan, aber nach einem Auftritt am Sonntag in Bardolino, hat es heute schon wieder wie aus Kübeln geschüttet. Nun scharren wir schon ziemlich in den Startlöchern, um noch einmal loszulegen, bevor wir abreisen. Wir hoffen also, dass die Wetterprognose, nach der es schön werden soll, stimmt.

6727445515_af07b40539_bWir haben uns die letzten Tage, außer uns auszuschlafen und weiterhin zu trainieren, einfach treiben lassen: Stadtbummel in Brescia, Weinverkostung in einem Bioweingut, stimmungsvolles Chorkonzert in „unserer“ wunderschönen, romanischen Pieve San Pancrazio. Dieser Hügel, auf dem diese Kirche steht, wurde überhaupt zu einem Kraftplatz für uns. Es ist sicher ein sehr alter Kultort, schon lange Zeit, bevor es die Kirche gab. Wir sind jedenfalls mindestens einmal am Tag dort oben, auch bei Schlechtwetter.

Wir haben in diesen Tagen auch viel über uns und unser momentanes Leben nachgedacht. Einerseits sind wir von großer Dankbarkeit erfüllt, das alles erleben zu dürfen. Andrerseits ist auch hier ganz klar, auch wenn es sehr gut läuft, dass wir uns mit unserer Straßenkunst ein schönes Taschengeld verdienen, aber nicht mehr. Wir brauchen also im Winter einen Brotjob, mit dem wir uns die Sommer finanzieren. Denn diese Form des Reisens wollen wir nicht so schnell aufgeben. Wir haben nämlich festgestellt, dass ein wichtiger Teil des Ganzen auch das Reisen ist. Sich längere Zeit an einem fremden Ort aufzuhalten, in das Leben hier einzutauchen, ein bisschen Einblick zu bekommen, wie die Menschen hier leben und sich auf Begegnungen einzulassen. Es macht uns auch wirklich Spaß, davon zu berichten und so andere ein wenig teilhaben zu lassen. So verabschiede ich mich jetzt zum letzten Mal vom Gardasee.

Ciao e cari saluti,

Andrea

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