Als Straßenkünstlerinnen in Wien

Hallo aus unserer schönen Hauptstadt!

Ja, Wien im Sommer ist wirklich schön, auch wenn es im Moment sehr heiß ist, aber nicht unerträglich. Es ist ziemlich viel los und es gibt Veranstaltungen, alleine das Tanzen betreffend, noch und nöcher. Wir treten hier also nicht nur als Straßentänzerinnen auf, sondern waren auch schon auf zwei Tanzveranstaltungen.  Gestern Abend bei einer wunderschönen Open-Air-Milonga im Volksgarten bei der Hofburg – stimmiger Platz, tolle Musik, viele Leute, lauer Sommerabend, … und am Freitag bei einer Tanzerei – leider nicht im Freien, Unmengen von Menschen, interessanter Workshop zu Contact Improvisation, freier Tanz, …

Als Straßentänzerinnen haben wir bereits vier Auftritte hinter uns. Plätze mit Platzkarten haben wir mehr als erwartet zugewiesen bekommen und die Plätze sind durchwegs sehr schön. Auf allen Plätzen darf man zwei Stunden am Stück auftreten. Das ist für uns sehr fein, weil das ständige Auf- und Abbauen wegfällt. Wir haben bis jetzt in der Prater Hauptallee, am Stephansplatz, am Donaukanal und beim Burgtor getanzt. Die Atmosphäre dieser Plätze könnte unterschiedlicher nicht sein. In der Prater Hauptallee war es Montagnachmittag eher ruhig, der Platz aber wunderschön, unter Bäumen, vor einem Denkmal – sehr passend – mit in Stein gemeißelten Tanzpaaren. Das Publikum war spärlich, aber einige Interessierte blieben auch für eine Weile stehen und wir wurden zweimal gefragt, ob wir nicht Tangounterricht geben.

Genau das Gegenteil fanden wir am Stephansplatz vor. Der volle Wirbel, außerdem fand auch gerade eine Demonstration für die Rechte der Kurden mit Filmvorführungen, Ansprachen, lauter Musik statt. Sich hier durchzusetzen war nicht einfach, aber es ist uns, denke ich, halbwegs gelungen. Es hat sich zwar nie eine große Traube um uns gebildet, aber wir hatten immer interessiertes Publikum – darunter auch unserer lieben FreundInnen hier in Wien – Irene, Cynthia und John. Außerdem ein Paar aus Buenos Aires, das uns nachher angesprochen hat, um unseren Tanz zu loben, was uns natürlich besonders gefreut hat.

Am besten gefiel es uns bisher am Donaukanal. Dort gibt es einige Plätze ohne Platzkarte. Wir suchten uns den Platz bei der Schwedenbrücke aus und haben es dort sehr genossen.  Der Platz war direkt am Wasser, eine leichte Brise sorgte immer wieder für Kühlung und die Menschen, die vorbeikamen, waren guter Stimmung. Hier hatten wir Publikum von der Schwedenbrücke herunter, von der Stiege aus, die zur Uferpromenade führt und auf der Uferpromenade selber. Einige haben sich auch auf einer Bank neben uns niedergelassen. Verdient haben wir gleich viel wie am Stephansplatz und besonders berührt hat uns die Gabe einer jungen Frau – zwei liebevoll auf unserem Hutrand arrangierte Blüten.

Der Platz beim Burgtor schließlich war an der Touristenmeile. Wir sind uns dort auch wie eine der Touristenattraktionen vorgekommen. Man bleibt kurz stehen, schießt ein, zwei Fotos und geht weiter zur nächsten Attraktion. Den Hut – fürs Hutgeld – übersieht man, so als wäre die Attraktion von der Stadt Wien organisiert und bezahlt.

Wie ihr seht, waren unsere Erfahrungen bisher also sehr unterschiedlich, aber für unsere Zukunftspläne sehr aufschlussreich. Nun, eine Woche haben wir hier ja noch vor uns und so wie es aussieht, werden wir diesmal ja wirklich bis zum Schluss tanzen.

Liebe Grüße aus der Hauptstadt

Andrea

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