In 8 Tangos um die Welt

Nun ja, nicht ganz, Afrika, Europa und Lateinamerika sind die musikalischen Stationen dieser Reise. Der Tango hat ja mehrmals ausgehend vom Rio de la Plata-Gebiet eine Weltreise angetreten und ist heute auf allen Kontinenten zu Hause. Mit den Einflüssen der jeweiligen Kultur hat er somit viele unterschiedliche Klangfarben erhalten, die diese Musik immer wieder spannend machen.

Beginnen wir unsere Reise also in Afrika. Eine der Wurzeln des Tangos ist nämlich die afrikanische Musik. Der Rhythmus der Candombe ist zur Entstehungszeit des Tangos in dessen Musik eingeflossen. Aber auch heute entstehen am afrikanischen Kontinent Tangos, wie jener aus dem Senegal, dessen Titel übersetzt „die Flamme“ heißt:

In Buenos Aires wurde der Tango anfangs von der „besseren Gesellschaft“ abgelehnt, was dazu führte, dass ca. ab 1910 Musiker, zu der Zeit waren es nur Männer, nach Europa aufbrachen. In Paris wurden diese Musik und dann auch der Tanz begeistert aufgenommen und im wahrsten Sinne des Wortes salonfähig. Das Paris der 1930er Jahre lasse ich nun mit einem Ausschnitt aus dem Film Tango von Carlos Saura wieder aufleben:

Von Paris ausgehend wird der Tango in ganz Europa bekannt und kommt schon bald in das „Paris des Ostens“, nach Bukarest. In den 1930ern verschmilzt die Musik des Tango Argentino dort mit der traditionellen Musik Rumäniens und die melancholischen „Tangos á la Romanesque“ entstehen. Die rumänische Sängerin Oana Catalina Chitu interpretiert heute diese Tangos neu:

Ein Land, in dem der Tango auf seiner Reise durch Europa auf besonders fruchtbaren Boden fiel, war Finnland. Nach dem zweiten Weltkrieg traf er genau den Nerv der Menschen, die ohnehin sentimentale Musik in Moll bevorzugten. Der Finnische Tango wurde ein eigenes Genre und zur Volksmusik. Er wird zu den Mittsommernächten auf den Straßen der Städte und in den kleinsten Dörfern getanzt und gespielt:

Das zweite Mal trat der Tango in den 1980er Jahren ausgehend von Buenos Aires seine Weltreise an. Zur Zeit der Militärdiktatur in Buenos Aires selbst verboten, brach in Europa, aber auch in Nordamerika und Asien, der Tangohype aus. In Europa entwickelte sich vor allem Berlin zur Tangohauptstadt. Eine vielfältige Musik- und Tanzszene blüht hier bis heute. Ein Beispiel dafür ist die Bandoneonspielerin Judith Brandenburg mit ihrem Trio La Bicicleta:

Ein Land, das man eher nicht mit Tango assoziiert, ist Griechenland. Dennoch ist einer der wohl bekanntesten Tangos ein griechischer: To Tango tis Nefelis. Lassen wir nun also so richtig Urlaubsstimmung aufkommen:

Von Griechenland ist es nicht sehr weit bis Serbien und zur Musik der Roma ebendort. Wie der Tango, so hat auch diese Musik Einflüsse verschiedenster Kulturen und Stile in sich vereint, vom Flamenco und dem Walzer bis hin zu Reggae. Und natürlich Tango! Sind wir jetzt also auf den Straßen Osteuropas oder in einer Tangobar in Buenos Aires?

Unsere letzte Station muss auf alle Fälle Buenos Aires sein. Denn in der Geburtsstadt des Tangos, vielleicht auch durch seine Weltreisen belebt, entwickelt sich diese Musik immer weiter, wird neu interpretiert oder nimmt moderne Formen an. Mittlerweile gibt dort die Enkelgeneration der großen Tangomusiker*innen den Ton an, wie Carla Pugliese gemeinsam mit Andrés Linetzky im folgenden Electrotango:

Diese Entdeckungsreise durch die Welt des Tangos zeigt einmal mehr, was schon Leopoldo Marechal meinte: Der Tango ist mannigfaltig, er ist eine unendliche Möglichkeit!

Andrea

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