Wie schon im letzten Blogartikel berichtet, führte unsere Heimreise aus Italien über einen sehr angenehmen Umweg nach Umbrien. Der Grund war, dass wir Castello di Monticelli kennenlernen wollten, weil wir dorthin eine Tangoreise geplant haben.
Bei unserer Ankunft wurden wir von der Gastgeberin Ellen herzlich empfangen. Ein erster Rundgang mit ihr durch die Anlage beeindruckte uns gleich sehr. Das Castello liegt auf einem kleinen Hügel inmitten eines breiten Tales, sodass man von dort eine wunderbare Aussicht in alle Richtungen hat. Man kann den Blick schweifen lassen über die umbrische Landschaft mit ihren sanften Hügeln und den darin verstreuten mittelalterlichen Dörfern. Von der Terrasse aus, unter Pinien, öffnet sich der Ausblick besonders weit und Perugia ist in Sichtweite. Die historischen, denkmalgeschützten Gebäude, die zum jetzigen Urlaubsdomizil gehören, liegen inmitten eines großen Parks. Pinien, Oliven, Lavendel, Rosmarin und viele andere mediterrane Pflanzen bilden den Rahmen für die unterschiedlichen Gebäude mit ihrer langen Geschichte.
Ursprünglich war das Castello, wie der Name schon verrät, eine Festung. Bereits die Römer erbauten an dieser Stelle zwei Türme zur Verteidigung gegen die Longobarden. Steine aus dieser Zeit sind auch heute noch in den Türmen zu finden. Eine wechselvolle Geschichte folgte, in der sich die Funktion des Castellos immer wieder änderte. Von einer Verteidigungseinrichtung wandelte sich Monticelli im 11. Jhd. für 500 Jahre lang in ein Benediktinerkloster, bis es im 15. Jhd. von einer aristokratischen Familie gekauft wurde. Diese erweiterte die Anlage um einen Palazzo. Von da an diente es verschiedenen adeligen Familien als Sommer- und Jagdresidenz. In den beiden Weltkriegen hingegen mutierte es zu einem Gefängnis, unter anderem auch für österreichische Soldaten. Durch die beiden Kriege wurde vieles an den Gebäuden zerstört und so nahmen es ab 1945 Bauern der Umgebung in Besitz. Sie betrieben vor allem Wein- und Tabakanbau. Mit ihren Familien und ihren Tieren, Schweinen und Kühen, belebten sie bis in die 80er Jahre das kleine Borgo. Danach verfiel es zu einer Ruine. 1999 kauften es die jetzigen BesitzerInnen, Ellen aus Deutschland mit ihrem italienischen Mann. Wir waren sehr bewegt, als wir das erfuhren, denn es ist die gleiche Zeit, in der wir ein Jahr in Umbrien auf der Suche nach einem Haus gelebt haben. Wir wollten ebenfalls ein Gästehaus daraus machen, konnten diesen Traum aber nicht verwirklichen und gingen andere Wege. Nun, Ellen und ihr Mann haben sich der großen Herausforderung gestellt, das verfallene Borgo zu renovieren, Gebäude um Gebäude, und so ist die derzeit letzte Funktion der historischen Anlage, die eines luxuriösen Ferienresorts.
Wir konnten diesmal für kurze Zeit hinein schnuppern, wie es ist, dort Urlaub zu machen: untergebracht in einer Suite, schlicht und elegant eingerichtet, einladend und gemütlich die Sitzgruppe vor einem offenen Kamin, eine kleine Kochnische bietet die Möglichkeit sich selbst mit Köstlichkeiten aus der Umgebung zu versorgen, ein großzügiges Bad und Schlafzimmer sorgen für die nötige Erholung und aus den Fenstern genossen wir die Ausblicke auf die umbrische Landschaft.
Im Park flanieren, es sich auf der Terrasse gemütlich machen, ein Sprung in eines der beiden Pools, die sehr versteckt in die Parkanlage integriert sind (im Winter gibt es stattdessen die Möglichkeit im kleinen Spa zu entspannen), eine Plauderei mit Ellen, ein köstliches Frühstück im ehemaligen Speisesaal der Mönche, eine Führung durchs Schloss, an einem Kochabend teilnehmen, Ausflüge in die Umgebung (Perugia, Assisi, ein Naturpark, … sind nicht weit) unternehmen, … unzählige Möglichkeiten bieten sich an. Und dann noch der Tango – wir sehen uns schon dort, in einem der alten Säle, die Geschichte atmen, Tango tanzen. Wenn du jetzt nicht widerstehen kannst, es gibt noch freie Plätze für die Tangoreise über Silvester. In einem umbrischen Schloss ins neue Jahr zu tanzen wäre doch eine Option, oder?
Andrea