Hallo aus einem heißen Wien!
Bei uns kommen gerade Buenos Aires-Gefühle hoch – Hitze in der Stadt erinnert uns sehr daran, und außerdem kommen wir hier mit vielen Menschen über Buenos Aires ins Gespräch. Gestern erst hat uns eine Frau, die uns beim Tanzen auf der Straße zugesehen hat, gefragt, woher wir kommen. Als wir sagten, wir seien eh aus Österreich, hat sie uns zuerst nicht geglaubt. Sie meinte dann total erstaunt, darauf wäre sie nie gekommen, sie dachte wir seien aus Lateinamerika. Und da haben wir erzählt, dass wir in Buenos Aires waren. Diese Begegnung war aber nicht die einzige, bei der es um die Tango-Hauptstadt ging. Ein anderes Mal haben wir beim Tanzen sogar einen Porteno kennengelernt. Wir hatten unseren Auftritt in der Kärntnerstraße. Als wir gerade zu dem wunderbaren Tango „Vida mia“ tanzten, stand plötzlich ein Mann neben uns und hat mitgesungen. Es stellte sich heraus, dass er aus Buenos Aires kommt, aber schon 30 Jahre in Wien lebt und Tangosänger ist. Er ist dann bis zum Schluss geblieben und hat immer wieder zu Tangos von uns gesungen. Von ihm haben wir auch eines der schönsten Komplimente bekommen, als er meinte, wir tanzen „con corazon“. Jedenfalls hat er unser Kärtchen mitgenommen und gemeint, er meldet sich für einen nächsten gemeinsamen Auftritt. Schöne Begegnungen wie diese hatten wir schon wieder viele, und das Tanzen war auf allen Plätzen großartig – bis auf den Donaukanal. Im Vorjahr unser Lieblingsplatz und heuer der einzige Platz, an dem keine Stimmung aufkam, niemand stehen und der Hut leer blieb. Sehr eigenartig, oder? Einmal wollen wir es dort aber noch probieren, vielleicht war es eine Ausnahme, wir werden sehen.
Nun, hier in Wien tanzen zurzeit nicht nur wir trotz der großen Hitze. Es findet gerade das Impulstanz-Festival statt, das größte Festival für zeitgenössischen Tanz in Europa mit zahlreichen Workshops und Performances. Wir waren bei der Eröffnung und besuchen einige Performances. Die Eröffnung war ein ziemliches Wow-Erlebnis. Doris Uhlich, die als Nackttänzerin berühmt geworden ist, war für die Choreografie verantwortlich, und so haben 20 junge Tänzerinnen und Tänzer eine Stunde lang nackt die Bühne zum Beben gebracht. Es war eine einzige Hommage an den menschlichen Körper – sehr faszinierend. Ganz anders dagegen, nicht weniger faszinierend, war eine Performance von 6 Frauen. Die Bedingungen waren zwar ein Wahnsinn, denn das Ganze fand in einer riesengroßen, barackenartigen Halle statt, in der es sicher 40 Grad, wenn nicht mehr, hatte. Jedenfalls ist der Schweiß geronnen, ohne dass man sich gerührt hat und diese 6 Frauen haben eine Stunde lang getanzt. Es ging dabei um Nähe und Distanz, Begegnungen und sich wieder verlieren, Gefühle aller Art, … . Auch ein ganz besonderes Erlebnis.
Also ihr seht, wir sind hier eingetaucht in Tanzerlebnisse aller Art, aber auch ins Stadtleben und heute zur Abkühlung in die Fluten der Alten Donau. Jetzt machen wir uns gleich auf den Weg ins Lokal, in dem meine Cousine arbeitet, und nehmen dort an einem Quizabend teil. Also lassen wir einmal die Köpfe rauchen statt unsere Körper tanzen.
Viele liebe Grüße
Andrea