Salve!
Gerade hat es zu regnen aufgehört und ich schreibe meinen Bericht in „unserer“ Bar auf der Piazza. Andrea liest ein Buch, wir erwarten unseren Cafe und ich erzähle eine kleine Begebenheit, die zeigt, woran wir merken, dass wir in das Leben hier eingetaucht sind: Beim dritten Mal an der kleinen Tankstelle hier im Ort gibt mir Constantin, der Tankwart, Lose für die wöchentliche Verlosung einer Traumreise. Ich brauche sie nur auszufüllen und in die Box werfen; schade, dieses Wochenende kehren wir zurück nach Österreich … aber eigentlich sind wir ja mitten in unserer Traumreise!
Gestern zum Beispiel, das Wetter war unbeständig und wir waren unsicher, ob wir beim Auftritt nicht von einem Regen überrascht werden würden, haben wir uns frei gegeben und erstmals hier einen Abend für uns am See verbracht. Wir sind nach Desenzano gefahren und sind dort in der kleinen Altstadt und am Hafen herumgebummelt. Der Ort ist wirklich sehr schön und angenehm ruhig. Es ist ja ein wenig grotesk, dass wir für unsere Auftritte die übervollen Touristenorte auf der Ostküste brauchen, weil dort genügend Menschen unterwegs sind, dass uns selbst aber diese Orte mit ihren Kitschläden und dem Massenauflauf gar nicht gefallen. In Desenzano sind nur wenige TouristInnen unterwegs, an der Seepromenade stehen einige schöne alte Hotels im Jugendstil und die Geschäfte sind klein und stilvoll. Es gibt hier, wie auch schon in Brescia, wunderschöne Boutiquen, die für sich schon sehenswert sind. Und wie überall in Italien ist die Mode, die sie darin verkaufen, einfach großartig! Diesmal interessieren wir uns ja auch für Männermode – so tolle Hemden und Krawatten für unsere Aufritte werden wir in Österreich nur schwer finden. Zum Abschluss dieses freien Abends beschließen wir, in die kleine Bar zu gehen, neben der wir schon zweimal getanzt haben, und deren BesitzerInnen uns beim ersten Mal so nett bewirtet haben, um diesmal etwas zu konsumieren. Wir trinken köstlichen Rotwein und lassen den Blick über die Piazza schweifen. Wie so oft in den Tagen hier kommt mir unser Leben beinah unwirklich vor. Eigentlich ist es schon frech, wie gut wir es uns gehen lassen. Nach einiger Zeit kommt die Besitzerin und bringt uns zwei Stückchen einer selbstgemachten Tarte (köstlich, mit Tomaten und Melanzani, der passende Begleiter für unseren Wein!). Und als ich dann zahlen möchte, lehnt sie vehement ab: nein, wir sind eingeladen! Ich erwidere, dass wir doch den Wein bezahlen wollen, aber ich habe keine Chance. Wir sind wirklich gerührt von dieser Herzlichkeit und Gastfreundschaft. Und wir wissen: wir sind reichlich beschenkt!!!
So werden wir viele Eindrücke und Erfahrungen mitnehmen, wenn wir uns am Sonntag auf den Heimweg machen. Neben der genussvollen Zeit in Italien (vom köstlichen Essen hier haben wir gar nie geschrieben, aber es ist ohnehin klar, dass wir diesbezüglich im Paradies gelandet sind) haben wir hier viel ausprobiert und gelernt für unsere Arbeit. Und wir sind schon gespannt darauf, wie es sein wird, wenn wir versuchen, manches davon im Juli in Wien umzusetzen. Davor aber freuen wir uns auf die letzten Auftritte hier – bis Freitag möchten wir noch einmal in den Orten auftreten, an denen es uns am besten gefallen hat.
Cari saluti,
Sigrid