Als Touristinnen in Buenos Aires unterwegs

Hola,

in dieser Woche waren wir noch ein wenig als Touristinnen in Buenos Aires unterwegs und haben vor allem das Microcenter, in dem wir wohnen, durchstreift. Dabei haben wir einige prachtvolle Jugendstil- und Belle Epoque-Gebäude entdeckt.

Da ist als erstes einmal das Teatro Colon, das Opernhaus von Buenos Aires. Es wurde vor 100 Jahren gebaut, um die Stadt als Paris des Südens, als große Metropole der Welt zu etablieren. Es ist ein Prunkbau mit verschiedenfarbigem Marmor, wunderschönen Mosaikböden, bunten Glasfenstern, viel Gold und Samt. Der junge Mann, der die Führung gemacht hat, hat es treffend formuliert: Auch wenn es für Sie und für mich schwer zu glauben ist, vor 100 Jahren war dieses Land reich! Und mit dem Teatro Colon wollten die ArgentinierInnen dies der ganzen Welt vor Augen führen.

Ein anderes Beispiel ist  die Galeria Güemes, in der Einkaufsstraße Calle Florida. Sie wurde 1915 gebaut und war schon damals das, was man heute als Shoppingcenter bezeichnet: im Erdgeschoss sind Geschäfte und Cafes, im Unterstock gab es damals ein Theater, ein Cabaret und ein Restaurant und heute werden in diesem Theater Tangoshows gezeigt, die 14 Stockwerke waren und sind Büros und ganz oben, wo heute ein Miradora, also ein Aussichtsplatz ist, gab es früher noch ein Restaurant. Diesen Aussichtsplatz haben wir ganz zufällig beim Bummeln entdeckt und so hatten wir zum Abschluss sogar noch den Blick über die Dächer von Buenos Aires. Auch hier wieder hat sich gezeigt, dass die Stadt anders ist: kein spektakulärer Blick auf den Eiffelturm oder Sacre Coeur, keine Reichstagskuppel oder die modernen Gebäude am Potsdamer Platz, kein Riesenrad oder Stephansdom. Eigentlich gab es gar keinen speziellen Blickpunkt, aber dennoch war der Rundblick faszinierend: Auf der einen Seite das endlose Häusermeer, auf der anderen Seite der Rio de la Plata als natürliche Begrenzung. Einige neue oder nicht mehr so ganz neue Wolkenkratzer dazu und ein interessanter Durchblick auf den Naturpark, von dem wir letzte Woche berichtet haben. Viele Kuppeln der Jugendstilgebäude und dazwischen hässliche Bauten aus der zweiten Hälfte des 20. Jhds. Und natürlich war hier wieder zu sehen, wie enorm groß die Stadt ist!

Von unserem Alltagsleben hier gäbe es noch viel zu berichten, aber ich möchte zum Abschluss nur noch einen Punkt erwähnen, der vor unserer Reise hierher in manchen Gesprächen diskutiert wurde: Kriminalität bzw. Sicherheit. Südamerika und Buenos Aires haben den Ruf nicht ganz ungefährlich zu sein. So haben auch wir uns “gerüstet” mit einem Selbstverteidigungskurs und einem Taschenalarmgerät. Aber wir hatten in diesen 3 Monaten nicht eine einzige Situation, die auch nur annähernd gefährlich oder diesbezüglich unangenehm gewesen wäre. Natürlich waren wir vorsichtig, die üblichen Sicherheitsmaßnahmen als Reisende (Kreditkarte und größere Summen Bargeld direkt am Körper, Handtasche und Rucksack fest unterm Arm und mit der Hand gesichert…) sind mittlerweile ja in jeder Großstadt gefragt. Nachts sind wir anfangs zu Fuß nach Hause gegangen und da waren die Straßen hell erleuchtet und es war überhaupt nicht ungut. Bald haben wir dann festgestellt, dass die Taxis sehr billig sind und dann sind wir von den Milongas immer mit dem Taxi heimgefahren, anstatt 30 Minuten zu Fuß zu gehen.

In den Stadtteilen, in denen wir uns bewegt haben, war Kriminalität also wirklich kein Thema; in die ärmeren Stadtteile, von denen wir immer wieder berichtet haben, darfst du als AusländerIn sowieso nicht gehen. Ein einziges Mal ist unser Taschenalarm losgegangen und diese peinliche und zugleich lustige Situation beschreibe ich als Abschluss: Wenn wir auf eine Milonga gegangen sind, dann hatten wir immer eine Umhängtasche mit, in der unsere Tanzschuhe waren. In dieser Tasche lag auch immer das Alarmgerät. Nach der Ankunft haben wir uns dann die Schuhe umgezogen und bei der letzten Queer-Milonga, also sozusagen “im Freundeskreis”, ist mir dabei das Alarmgerät aus der Tasche gefallen und der Alarm ist losgegangen – natürlich schön laut, wie es sich für ein Alarmgerät gehört!!! Da es in dem Raum recht dunkel ist, habe ich nicht viel gesehen und es hat einige Zeit gedauert, bis ich es zum Schweigen bringen konnte. Natürlich haben längst alle zu uns herüber geschaut. Diese Touristinnen!!!

Sigrid

 

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