Kennst du dieses Gefühl der Unwirklichkeit, jene Momente, in denen du das, was du gerade erlebst, kaum fassen kannst? In den letzten Tagen häufen sich diese Glücksmomente bei mir. Aber jetzt mal langsam und von Anfang an:
Am Freitag machten wir uns bei strömendem Regen auf den Weg und sind quer durch Slowenien gefahren. Ab Postojna wurde die Wolkendecke etwas heller und das frische Grün der Bäume in der Karstlandschaft weckte unsere Vorfreude. Als wir bei Crni Kal die Karstlandschaft hinter uns ließen und steil bergab Richtung Meer fuhren, tauchten die ersten Olivenbäume auf, die Blüten des Ginsters und der Akazien begrüßten uns und schon gab es diesen freudigen Moment: der erste Blick aufs Meer! Die Luft war reingewaschen vom Regen, hell und klar leuchtete die mediterrane Landschaft. Auch auf der nun folgenden Strecke im kroatischen Teil von Istrien mit seiner dunkelroten Erde, dem jungen Grün der Weinstöcke und den abertausenden von Akazienblüten war sofort wieder dieses Gefühl von Urlaub und Entspannung da. Denn bisher waren wir ja immer als Urlauberinnen in Istrien unterwegs. Diesmal aber sind wir zum Arbeiten hier! Zugegeben, ein wunderschöner Arbeitsplatz!
TANGO und YOGA in Rovinj – in einem Apartment-Resort direkt am Meer und mit einem herrlichen Blick auf die Altstadt. Nach Norden zu folgte ein naturbelassener, völlig unbebauter Küstenabschnitt, der in den Pausen zum Spazierengehen einlud. Da gab es auch unzählige Plätzchen, um es sich windgeschützt zwischen den Felsen am Meer gemütlich zu machen und einfach auf den Horizont zu schauen, dem Rauschen der Wellen zu lauschen und das Leben zu genießen. Andere TeilnehmerInnen wieder zog es zum Flanieren nach Rovinj, vielleicht zu einem Cappuccino auf der Piazza oder einem Aperol in einer Bar am Hafen … . All das war das Rahmenprogramm zu intensiven Yogaeinheiten und für Solo Tango! Wir tanzten auf einer Terrasse mit Blick aufs Meer, den Horizont vor Augen und umgeben von Tangomusik tauchten wir mit den TeilnehmerInnen immer tiefer ein in die Welt des Tango Argentino. Wunderbar!
Am Sonntag hatten wir nur eine kurze Wegstrecke, um an einen weiteren Ort, in dem wir schon mehrmals unseren Urlaub genossen hatten, zu reisen: Piran, das malerische Städtchen auf einer kleinen Landzunge im slowenischen Teil von Istrien, hatten wir als den Ort ausgewählt, an dem wir unsere vierte Straßenkunstsaison eröffneten.
Die große, ovale Piazza Tartini unterhalb der mächtigen Kirche wurde die Bühne für die Premiere des neuen wo/men tango acts, von dem Andrea im letzten Blogartikel erzählt hat. Und schon nach den ersten Takten, dem ersten Tango, der ersten Begrüßung unseres Publikums war sie wieder da – die Faszination der Straßenkunst! Nach den vielen Monaten der Winterpause ist es beinahe unglaublich, wie sehr sich diese Liebe zum Auftreten sofort wieder einstellt, dieses Wissen und Fühlen: Das ist es, woran unser Herz hängt! Dreimal tanzten wir unser neues Stück, immer wieder umringt von Kindern, die von unseren Seifenblasen begeistert waren und fasziniert unser Stück beobachteten. Wir hatten schon vermutet, dass dieses surreale, bunte Stück – kleine und große – Kinder besonders ansprechen wird.
Surreal wie die Geschichte, die wir in dieser Saison tanzen, ist eben auch unser Leben! Und bunt, abwechslungsreich und voller Überraschungen. Wir hätten uns niemals träumen lassen, dass diese schönen Orte unsere neuen Arbeitsplätze sein könnten! Das Hier-Sein, die Begegnungen mit den TeilnehmerInnen beim Workshop und mit unserem Publikum, unsere Tangoleidenschaft mit Solo Tango weitergeben zu können und als Straßenkünstlerinnen aufzutreten – einfach unglaublich, das größte Glück! Und so sind diese Tage hier auch verbunden mit einer großen Dankbarkeit!
Gracias a la vida heißt ein Tango von Violeta Parra – dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen!
Sigrid
Oder doch noch ein Tipp, zum Weiterlesen?
Vor zwei Jahren erzählte ich in einem Blogartikel von Bella Italia als schönem Arbeitsplatz.
Du beschreibst so wunderbar, so bildhaft … ich bin fast vor Ort 🙂 habt noch eine wunderbare Zeit, Irmgard