Ein großes Hallo vom 50. nördlichen Längen- und 34. westlichen Breitengrat, unserer momentanen Position im Atlantik. Wir überqueren gerade den Mittelatlantischen Rücken. Ob der dafür verantwortlich ist, dass die See rau und das Schiff somit sehr bewegt ist, weiß ich nicht. Während ich das hier schreibe, wogen wir also ziemlich auf und ab, aber ich bin zum Glück recht seefest.

Hier am Schiff ist es ganz so, wie wir es uns vorgestellt haben. Die Ausstattung und Gestaltung sind grandios, es ist ein stilvolles Gesamtkunstwerk. Nicht umsonst wird die Queen Mary als elegantester Ozeandampfer bezeichnet. Und dazu immer die Weite des Ozeans vor Augen, das große Nichts, ein anderes Schiff oder ein Vogelschwarm sind die Attraktion.



Wir stellen fest, dass die Motivation für die Reise auf der Queen Mary für andere sehr ähnlich ist wie für uns: Einmal mit einem Oceanliner den Atlantik überqueren und dann in New York mit dem Schiff einlaufen. Einige zelebrieren diese Oceanliner-Geschichte so sehr, dass sie ständig in 30er-Jahre-Outfits unterwegs sind.

Unsere Tage auf See sind erstaunlich strukturiert. Das Einzige, das wir selbst zu dieser Struktur beitragen ist das morgendliche Yoga, das wir sogar in unserer Kabine durchführen können. Alle anderen Fixpunkte des Tages werden vom Schiff vorgegeben. Nach dem Yoga kleiden wir uns an und müssen uns schon sputen, damit wir rechtzeitig dran sind, um uns ein ausgiebiges English Breakfast, das serviert wird, zu gönnen.
Der nächste Fixpunkt ist genau um 12.00 mittags, wenn sich der Captain von der Brücke meldet, um die aktuellen Daten durchzugeben: wo wir uns gerade befinden, wie viele Meilen wir schon zurückgelegt haben und wie viele noch vor uns liegen, welche Windstärke wir haben, wie hoch die Wellen sind und wie sich das Wetter in den nächsten Stunden entwickeln wird. Danach strömen alle zum Lunch ins Britannia-Restaurant, eine unglaublich schöne Halle um stilvoll zu speisen.

Auf einem englischen Schiff darf natürlich auch der Afternoon Tea nicht fehlen. Dieser wird im Queens-Room serviert, begleitet von Livemusik werden pikante und süße Häppchen zum Tee gereicht und man fühlt sich wirklich königlich. Ihr merkt schon, es dreht sich hier ziemlich viel ums Essen. Und Sigrid ist der Meinung, immer etwas im Magen zu haben, hilft gegen Seekrankheit.

Um ca. sieben Uhr abends ziehen wir uns dann für das Diner um, zu dem alle in eleganter Kleidung erscheinen. Es wird gemeinsam getafelt und man tauscht sich aus. Where do you come from? What did you do this day on the ship? Manchmal erfährt man auch berührende Geschichten, wie zum Beispiel von dem älteren englischen Paar, das eine neue Liebe wagt. Er erzählt mit Tränen in den Augen, dass seine Frau verstorben ist, er aber nun das Glück hat, eine neue Partnerin gefunden zu haben. Und sie meint: Wir kennen uns noch nicht lange, aber worauf sollen wir warten? Auch Abenteuergeschichten bekommt man zu hören. Ein kanadisches, sehr schiffserprobtes Paar erzählt, dass sie einmal tatsächlich in einen Hurrikan geraten sind: zwölf Stunden lang war niemand mehr, außer der Crew natürlich, auf den Beinen. Das wird uns hoffentlich erspart bleiben. Nach dem Diner verabschiedet man sich und alle verteilen sich in die unterschiedlichen Bars, ins Theater, ins Casino und wo immer auch sonst noch hin. Wir enden meistens im sogenannten Chart-Room, benannt nach dem Karten- und Navigationsraum eines Schiffes. Hier spielt nämlich allabendlich ein ausgezeichnetes Jazz-Trio, das uns schon auf New York einstimmt.


In den Zeiten dazwischen machen wir je nach Wetter einige Runden am Promenadendeck, lagern uns danach auf einen der Deck-Chairs, um nichts anderes zu tun, als das Meer zu betrachten. Einfach wunderbar!



Oder wir drehen eine Runde im Schiff, machen es uns in der Bibliothek gemütlich, die total umfangreich ist, schlendern dann weiter und studieren Infotafeln, wo wir erfahren, welche Stars außer uns (little joke!) schon an Bord waren. Elizabeth Taylor und Ella Fitzgerald zum Beispiel. Langweilig wird es jedenfalls nicht.


Beinahe jeder Tag endet dann damit, dass wir die Uhr um eine Stunde zurückstellen, also auch genug Zeit fürs Schlafen bleibt. Der Aussage einer Passagierin aus dem Logbuch des Jahres 1994 kann ich mich nur anschließen: Travelling by boat has this wonderful, timeless, romantic aspect. The Atlantic just rocked me peacefully to sleep each night.
In vier Tagen werden wir New York erreichen, about 1700 miles to go, und an der Freiheitsstatue vorbei im Hafen von Brooklyn einlaufen, um uns dann in den Trubel des Big Apple zu stürzen. Bericht folgt natürlich!
Andrea
Herrlich, danke für den schönen Reisebericht. Ich fahre praktisch mit! Es fehlt nur der Teller und das was drauf liegt! 🙂
Na, da bist du wohl nicht die einzige blinde Passagierin 🙂
Ihr Lieben-wie schön von euch zu lesen.Danke dafür euch ein Stück weit in Gedanken begleiten zu dürfen.Enjoy! Ein herzliches Servus aus Wien.Wir denken ganz oft an euch-Ulli&Helga
Wie schön, euch mit dabei zu haben! Herzliche Grüße aus der Ferne, Andrea und Sigrid
So schön mit Euch über den Atlantik zu schippern, die Bilder und eure Eindrücke wirken zu lassen, danke!! und ich freue mich schon auf die Ankunft in New York – werde dabei in Erinnerungen baden 🙂 Helga
Wohin immer wir auch reisen – du warst schon dort! 🙂
ihr Lieben, danke für euer Erzählen und für das Hineinblicken dürfen in diese beeindruckenden Schiffsräume ! Ich sitze derweil vor dem Öfchen im sonnig-kalten Wien und schaukel in Gedanken mal kurz mit auf den Wellen und schaue in die Weite des Ozeans ! Glückliches Ankommen dann am trubeligen Festland ! Anja
Liebe Anja, den Blick auf das Meer hast du ja hoffentlich auch gerade genossen. Seit ein paar Stunden haben wir wieder festen Boden unter den Füßen – Bericht folgt!
Liebe Adanzas,
nicht nur bei euch tanzen zu dürfen ist eine Feude für alle Sinne. Eure Reiseberichte berühren ganz unmittelbar und so intensiv als wäre auch das Teil, eurer so wunderbaren Fähigkeit, uns das tanzen erleben zu lassen. Vielen Dank, ganz herzliche Grüße und weiterhin so viele schöne Lebensmomente
Gabriele
Sehr gerne, liebe Gabriele, lassen wir dich und euch alle teilhaben. Schön, wenn du die Berichte genießen kannst. Andrea und Sigrid
Wow, wie aufregend schön. Eure Worte nehmen mich mit.
Und – ob im Wind an der Reling oder elegant im königlichen Saal – ihr seht toll aus.
Jetzt wieder Landratten: bin schon gespannt wie der Reisegenuss weiter geht.
Eure Anneliese
Danke für das Kompliment! Ja, wir sind schon mittendrin im Trubel von New York – Bericht folgt.