… ist eine Fusion aus Tango und Walzer, das spanische Wort dafür: Vals. Dieser Tango-Vals unterscheidet sich von jener Musik, die wir als Tango im Ohr haben, durch seinen Rhythmus, ist mehr fließend und melodiös, unterscheidet sich aber auch vom Walzer durch ein schnelleres Tempo. Was bedeutet das nun für den Tanz?
Einen Vals durchgehend auf 1-2-3 wie einen Wiener Walzer zu tanzen, wäre eine sehr sportliche Herausforderung. Deshalb wird beim Tango-Vals hauptsächlich die Eins betont und das Tanzen der Zwei und Drei nur ab und zu als zusätzliche Gestaltungsmöglichkeit genutzt. Ansonsten wird er mit denselben Elementen wie der Tango getanzt, nur eben dem Rhythmus angepasst mit weniger Stopps und Unterbrechungen, vielleicht ein bisschen mehr schwelgend.
Die musikalische Entwicklung des Tango Argentino zeigt sich auch bei den Valses, von denen die ersten zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden und sich bis in die heutige Zeit mit modernen Interpretationen fortsetzen. Die folgenden Musikbeispiele folgen dieser Entwicklung.
Einer der frühen Valses ist Desde el alma (aus der Seele). Er wurde 1917 von der erst 14jährigen Rosita Melo komponiert, die als erste weibliche Tangokomponistin gilt, die weltweites Ansehen genoss. Und dieser Vals von ihr wurde zum Klassiker schlechthin. Am meisten verbreitet ist die Version von Osvaldo Pugliese mit seinem Orchester:
Als Meister des Vals bezeichnete man Francisco Canaro, 150 Titeln stammen von ihm und einige gelten einfach als genial. Er und sein Orchester reisten 1925 nach Paris. Dort begegnete er der „europäischen“ Tradition der Tangomusik und dem Walzer. Die Walzer des Pariser Komponisten Emil Waldteufel transferierte er in Tango-Valses. Tres jolie!
Wir bleiben noch bei Francisco Canaro, da es von ihm die meisten Valses gibt und der bekannteste davon, Corazón de oro aus dem Jahr 1938, darf hier natürlich nicht fehlen:
So wie in der Musikgeschichte des Tangos mit der Zeit der Gesang dazu kam, ist es auch bei den Valses, von denen es relativ viele in einer gesungenen Version gibt. Das folgende Beispiel Flores del alma wird sogar im Duett gesungen und stammt aus dem Film „Tango“ von Carlos Saura:
Wie schon gesagt, war bei den frühen Valses eine Frau tonangebend, aber auch in weiterer Folge bis herauf in die Gegenwart haben es Frauen verstanden dem Tango-Vals eine besondere Note zu geben. Zum Beispiel Beba Pugliese, die das Orchester ihres Vaters Osvaldo Pugliese übernommen hat, mit Sin palabras:
Valses klingen prinzipiell eher heiter, fast fröhlich, auch wenn die Texte von Herzschmerz erzählen. Die nun folgende moderne Komposition von der Berliner Musikerin Judith Brandenburg mit dem Titel Ven trägt allerdings die Melancholie des Tangos in sich. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 2011, sie selbst ist am Bandoneon mit ihrem Trio Bicicleta zu hören:
Eine weitere Tango-Musikerin der heutigen Zeit, die schwedische Cellistin Beata Söderberg mit ihrem Quintett, lasse ich diesen Reigen mit dem Vals para mamá beenden:
Andrea
Verwendete Literatur:
Tango, Eduardo Araníbar, HEEL Verlag, 2008
Tangogeschichten, Michael Lavocah, www.tangomusicsecrets.com