Ein wunderschönes Hotel in einem Sehnsuchtsort am Meer. So weit ist alles klar. Mit der genaueren Definition des Ortes wird es aber schon schwierig. Liegt dieses Juwel in Opatija oder in Abbazia, in Kroatien oder im Küstenland? Die Wortwahl ist nicht unwesentlich, denn an diesem Ort ist man hautnah mit der Geschichte Österreichs verbunden und die Wortwahl beinhaltet wohl auch ein Statement im Umgang mit dieser Geschichte. Es geht um die Zeit der Monarchie, die Zeit vor dem ersten Weltkrieg, als dieser Landstrich im heutigen Kroatien ein Teil von Österreich war und in den Wiener Salons von der „österreichischen Riviera“ erzählt wurde. Mit der Bahnlinie von Wien über Triest nach Rijeka war die Basis gelegt, um aus einem kleinen Fischerdorf einen Nobel“curort“, ein Seebad für die bürgerliche Gesellschaft Wiens und bald auch für den europäischen Hochadel entstehen zu lassen. Namhafte Ärzte, wie Dr. Theodor Billroth, priesen die Heilwirkung des milden Klimas an der Adria und bald wurde Abbazia der Winter“curort“ der Wiener Gesellschaft, die, sofern sie es sich leisten konnte, von November bis März hier weilte. Die ersten großen Hotels, etwa das luxuriöse Quarnero im Jahr 1883, entstanden neben den zahlreichen kleinen Villen, die zu Adria-Pensionen umgebaut wurden. Diese Villen prägen bis heute das Bild des kleinen Städtchens am Meer. Und eine dieser Villen, nämlich die Villa Neptun direkt am Meer, ist Teil des heutigen Hotels Miramar.
Wie viele der alten Gebäude war die Villa Neptun baulich in einem sehr schlechten Zustand, als die Salzburger Hoteliersfamilie Holleis sie kaufte, um den Grundstein für ihr Hotel am Meer zu legen. Das heutige Miramar ist ein Neubau, wobei die Villa Neptun nach alten Vorlagen rekonstruiert wurde. Die Hotelanlage besteht nicht aus einem großen Gebäude, sondern aus fünf Villen, sodass die Villentradition des Ortes beibehalten wurde und dennoch ein gepflegtes Ambiente mit allen Annehmlichkeiten eines ****S Hotels verbunden wurde. Das Miramar ist zu recht bekannt für seine Küche. Wie „zu Kaisers Zeiten“ wird hier die österreichische Küche auf höchstem Niveau mit der kroatischen Küche und allem, was die Adria an Köstlichkeiten bietet, verbunden. Ein köstliches Abendmenü ist ja in solch einem Hotel beinah selbstverständlich, aber wirklich umwerfend ist für mich das Frühstücksbuffet! Die Auswahl ist unvorstellbar, da kann wirklich kein Wunsch offen bleiben! Auch das, was das Hotel sonst noch bietet, geht vielfach über das übliche Niveau hinaus: Die zwei Wellnessbereiche, der prächtige Garten und die Liegeterrassen am Meer laden ein, sich zu entspannen. In der Tradition der Kurorte gibt es ein umfangreiches Wochenprogramm, bei dem ebenfalls für jede und jeden etwas Passendes dabei sein müsste. Einmal gibt es ein klassisches Konzert, dann wieder einen kroatischen Liederabend oder Tanzmusik. Ein andermal kann man einer Lesung oder einem Vortrag, häufig zur Geschichte des Ortes passend, lauschen. Und tagsüber gibt es nicht nur Fitness am Morgen, sondern im Laufe des Jahres zahlreiche Workshopangebote wie Yoga, Tanzkurse oder – erstmals und neu in dieser Woche! – Solo Tango! Wir sind also hier, um zu arbeiten, aber in diesem Haus ist das der allerhöchste Genuss!
Als Freizeit für uns und als wunderbare Urlaubsbeschäftigung wartet direkt vor dem Hotel die Franz-Josefs-Promenade darauf, entdeckt zu werden. Dieser Lungomare ist 12 km lang und führt von Volosko über Opatija bis Lovran. Egal ob zum gemütlichen Flanieren, zum Walken oder Joggen, dieser malerische Weg direkt am Meer ist zu jeder Jahreszeit wunderschön. In den letzten Jahren hatten wir ihn im April mit frischem Grün und zahlreichen Blüten und im Juli unter schattenspendenden Bäumen erwandert. Jetzt sind wir erstmals in einer regnerischen Woche im Spätherbst hier – und der Lungomare ist wieder faszinierend anders! Viele Bäume haben die Blätter schon verloren und so ist der Blick frei auf die felsige Küste. Dann wieder finden sich leuchtend gelbe oder rote Blätter auf den beinah schwarzen Ästen. Die Luft ist klar und herrlich frisch und bei einer Temperatur von 15° ist der Spaziergang eine Wohltat für Körper und Seele. So sind wir also wieder bei der wohltuenden Wirkung dieses „Curortes an der Adria“ angelangt und ich kann mir gut vorstellen, wie es wäre hier zu überwintern. Aber die Zeiten haben sich geändert, auch wenn in Opatija noch vieles so ist, wie im alten Abbazia. Ein Aufenthalt im Hotel Miramar jedenfalls ist zu jeder Jahreszeit purer Genuss. Und wir freuen uns, dass uns „Solo Tango“ auch im nächsten Jahr hierher führen wird! Haben Sie Lust mitzukommen?
Sigrid
Verwendete Literatur: Opatija-Riviera, Eine Genussreise mit Küchenchef Arthur Berger, 2008 Hotel Miramar/Holleis