Alles Tango!

Tango ist nicht gleich Tango. Es gibt nämlich drei verschiedene Musikrichtungen im Tango, die sich vor allem in ihrem Rhythmus unterscheiden: den Tango, die Milonga und den Vals. Dass es diese drei Varianten gibt, ist auf die Entstehung des Tangos und seine Geschichte zurückzuführen.

Die Vermischung der Kulturen im Buenos Aires der Jahrhundertwende ins 20. Jahrhundert führte auch zu einer Vermischung der verschiedenen Volksmusiken und Folklore-Melodien. Der Candombe und die Land-Milonga bildeten zusammen mit dem Walzer und der kubanischen Habanera ein Rhythmusquartett, aus dem sich schließlich der Tango entwickelte. Der Candombe ist eine schwarze Musik mit schnellem, heiterem Rhythmus, obwohl diese Heiterkeit in gewisser Weise mehrdeutig zu sein scheint und vom Elend der AfrikanerInnen erzählt. Die Land-Milonga ist eine Art gesprochene Klage von einsamen Landarbeitern, die von einer einfachen Gitarre begleitet wird und deren Melodien geradezu obsessiv wiederholt werden. Die Habanera ist dem Tango ursprünglich am nächsten, während die Milonga eher mit dem Candombe verwandt ist. Auch das Wort „Milonga“ kommt aus der Quimbunda-Sprache, die von der angolanischen Bevölkerung Brasiliens gesprochen wurde. In dieser Sprache bedeutet „Mulonga“ Wort und der Plural „Milonga“ Wörter. Die europäischen EinwanderInnen haben auch den Walzer nach Buenos Aires gebracht und so war auch dieser von Anfang an ein grundlegender Rhythmus, der nun im Tango-Vals seinen Ausdruck findet.

Was unterscheidet nun die Milonga vom Tango? Die Milonga ist im Wesentlichen heiterer und schneller, ihre Musik hat einen einfachen Rhythmus im 2/4-Takt, ein bisschen vergleichbar mit unserer Polka. Sie wird selten von Gesang begleitet. Auch der Tanz einer Milonga macht einen fröhlicheren und entspannteren Eindruck. Beispiele für bekannte Milongas sind: Vieja Milonga, La Punalada, Milonga de mis amores, Milongon

Der Tango seinerseits ist mit seinem 4/8-Takt sehr rhythmisch, leidenschaftlich, theatralisch, melancholisch, ernst, … und hat in seiner Weiterentwicklung sogar Formen von Kunstmusik angenommen. Er ist das, was allgemein als Tango bekannt ist.

Zwei Hörbeispiele sollen den Unterschied deutlich machen. Sowohl die Milonga als auch der Tango sind eine Interpretation des Orchesters von Juan D’Arienzo:

Vieja Milonga, also die „alte Milonga“

Loca, ein Tango, den wir in unserem heurigen wo/men tango act „Ballade für zwei Verrückte“ tanzen.

Der Vals schließlich ist ein Tango im 3/4-Takt. Sehr fließend, schwelgend, melodiös, … wird er auch gerne gesungen. Es gibt einige Valses, die sehr an den Wiener Walzer erinnern, wie z.B. Tres Jolie oder Dolores vom französischen Komponisten Emil Waldteufel. Andere Beispiele für bekannte Tango-Walzer sind Desde el alma (Aus der Seele) von der 14jährigen Rosita Melo im Jahr 1911 komponiert oder Corazón de oro (Herz aus Gold) von Franzisco Canaro.

Auch hier ein Beispiel zum Reinhören: Corazón de oro in einer Interpretation des Quinteto Pirincho

Es gibt die Aussage von Leopoldo Marechal: Der Tango ist vielfältig, er ist eine unendliche Möglichkeit. Das zeigt sich auch in diesen drei Tango-Varianten mit ihren unterschiedlichen Rhythmen und Stimmungen sehr deutlich. Und es ist wohl auch einer der Gründe, warum Tangomusik und Tangotanzen nie langweilig werden!

Andrea

Verwendete Literatur: Tango, Eduardo Araníbar, Heel-Verlag 2008

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookie Consent mit Real Cookie Banner