Tango!

Hola,

Andrea hat ja in ihrem letzten Bericht über “Arbeit/Jobs” hier in Buenos Aires geschrieben. Ich möchte diesbezüglich noch den Tango erwähnen, denn der Tango ist hier ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Er zieht TouristInnen – für kürzere oder wie man sieht auch längere Zeit – an und er gibt vielen einen Arbeitsplatz: ob das unsere TanzlehrerInnen und die Tanzschulen sind, die Clubs und Bars mit den Milongas, die Herstellung und der Verkauf von Tanzschuhen und Kleidung zum Tanzen oder natürlich die vielen Tango-Shows, die überall angeboten werden. Und wie immer, wenn Tourismus zum Wirtschaftsfaktor wird, bleibt die Frage nach der Qualität.

Vor allem in Bezug auf die Tango-Shows waren und sind wir da sehr skeptisch. Deshalb hatten wir nicht vor zu einer Tango-Show zu gehen. Patricia und Nestor mussten uns dazu überreden, aber sie hatten ein starkes Argument: Es gibt eine Show, die ihrer Meinung nach die beste ist und bei der Juan Carlos Copes, der “Tangotänzer des Jahrhunderts”  die Leitfigur ist. Wir haben ihn schon in einem Tangofilm gesehen und über ihn gelesen und er steht wirklich für großartigen Tango. Also waren wir am Freitagabend in einem wunderschönen ehemaligen Kinosaal, der zum Tanztheater umfunktioniert wurde. Und es war großartig! Ein Liveorchester hat gespielt, eine Sängerin und ein Sänger haben Tangos gesungen und das Tanzensemble, alles ausgebildete TänzerInnen nicht nur im Tango, sondern auch in Ballett, waren toll. Es wurde also der Tango als Musik (einige Stücke von Piazzolla wurden nur vom Orchester, ohne Tanz, gespielt), als Gesang (auch ohne Tanz, so wie in der “Goldenen Zeit” des Tango) und als Tanz präsentiert. Der Tanz war natürlich, wie bei Shows üblich, eine einstudierte Choreographie mit viel Akrobatik und spektakulären Figuren, die eigentlich nicht zum Tango gehören.  Am meisten beeindruckt haben uns aber die drei Stücke, zu denen Juan Carlos Copes selbst getanzt hat. Er ist mittlerweile 83 Jahre alt und wirklich ein Maestro des Tango. Das Faszinierende war, mit wie wenigen Bewegungen er und seine Partnerinnen getanzt haben. Die Bewegungen waren langsam, aber unheimlich wirkungsvoll und harmonisch.  “Weniger ist mehr” trifft also auch im Tango zu und gerade im direkten Vergleich mit den einstudierten Tangos der anderen TänzerInnen ist dieser Unterschied deutlich hervorgetreten. Wir waren wirklich fasziniert. Wir hätten nie gedacht, Copes einmal live tanzen zu sehen. Und in diesen Tänzen war für uns wieder einmal klar, wie sehr der Tango uns in den Bann zieht und wie tief er für uns geht. Wir konnten dann lange nicht einschlafen – wieder ein neuer Grund, um nicht schlafen zu können – aber es hat sich gelohnt.

Jetzt ist es auch für uns schon spät und wir müssen schlafen gehen, um morgen wieder fit zu sein – fürs Tanzen!

Adios, Sigrid

 

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